Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume

Ein Gastbeitrag von Florentin Bucher

Dass wir ohne Wälder nicht leben können, lernt man schon als Kind. Doch wie leben und kommunizieren die Bäume unter ihresgleichen?

Der Name des Autors „Wohlleben“ klingt für sich schon vielversprechend: Am besten nimmt man sich länger Zeit, mal im Herbstlaub auf einer Parkbank, unter einer Buche mitten im Wald oder zwischen Weiden am Seeufer, Kapitel für Kapitel zu geniessen.

Warum wachsen Tannen kerzengerade, Kiefern dagegen auch mal krumm? Weshalb ist Artenvielfalt für einen Urwald überlebenswichtig? Wie warnen Bäume einander vor einem Schädlingsbefall? Und wie kann es sein, dass selbst ein Baumstrunk weiterlebt?

In einer Handvoll Erde hat es mehr Bodenorganismen als Menschen auf der Erde – welche Rolle spielen diese Lebewesen und ganz besonders die Pilze, die je nach Art lebensnotwendig oder zerstörerisch wirken. Peter Wohlleben versteht es, die teils anspruchsvollen botanischen Vorgänge mit bekannten Situationen aus dem Alltag zu veranschaulichen, sodass man versucht ist, selbst bei einer Tasse Kaffee mit Kapillarkräften zu experimentieren.

Die Bäume in unseren Breitengraden des gemässigtes Klimas halten sich im Winterhalbjahr einen Wasservorrat, sodass diese gut den Sommer überstehen. Zwei Wochen ohne Regen bedeuten aber bereits einen Engpass, denn eine ausgewachsene Buche bezieht an einem heissen Tag schon gerne mal 500 Liter am Tag!

Die unmittelbare Folge des Dürresommers 2018 haben wir mit einer vorzeitigen Laubverfärbung bereits Ende Juli beobachten können – doch ist es damit ausgestanden? Apropos Laubverfärbung: Weshalb werfen Bäume wie die Erle ihr Laub grün, Kirschbäume rot, die Buche von gelb bis braun und die Eiche braun ab? Und warum verliert die herbstgoldene Lärche als einziger Nadelbaum jährlich ihre Nadeln?

So wie ein Metzger kein Tierpfleger ist, ist der eine Motorsäge ansetzen-de Waldarbeiter kein Waldpfleger.  Aus dem Film “Intelligente Bäume“

Auch auf die zentrale Frage, wie das Bodenwasser vom Wurzelbereich hoch bis zur Krone gelangt, bringt das Buch spannende Antworten sowie die Erkenntnis, dass noch viele wichtige Fragen unbeantwortet sind.

Im urbanen Lebensraum sind Bäume die Strassenkinder des Waldes – sie erreichen ihr Erwachsenenalter praktisch nie. Zu sehr setzen ihnen Platzmangel, Hunde, Salz, das städtische Mikroklima sowie fehlende Art- und Pilzgenossen zu.

Zurück im Wald. So wie ein Metzger kein Tierpfleger ist, ist der eine Motorsäge ansetzende Waldarbeiter kein Waldpfleger – es geht immer etwas kaputt. Selbst die Böden werden auf Jahrhunderte hinaus geschädigt. Eine Alternative zur herkömmlichen Forstwirtschaft ist im buchbezogenen Film „Intelligente Bäume“ (45’) aktuell im Kino zu sehen.

Ja, es ist erstaunlich, wie die sozial organisierten Bäume nur in Wald-gemeinschaft gesund bleiben. Nebst der Vernetzung über das Wood Wide Web mit eigenen und fremden Arten spielt auch die Langsamkeit ihres Wachstums eine entscheidende Rolle für ein hohes Baumalter von mehreren hundert bis tausend Jahren.

Ein Buch, das eine Anleitung zu unserem Jahresmotto Achtsamkeit mit sich bringt und deutlich macht, wie sehr wir die Bäume respektive Wälder als Lebensform doch unterschätzen!

Ps. Die gegenwärtige Diskussion zur Zeitumstellung interessiert die Bäume natürlich nicht 😉 Dennoch, wie wissen die Laubbäume, wann es Zeit ist, die Blätter neu aus-zutreiben?

Foto: Ultener Urlärchen im Südtirol, 850 Jahre alt.

Abb: Die Danksagung des Autors im Buch

 

 

 

Ein Gedanke zu „Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume

  • Oktober 2, 2018 um 13:56
    Permalink

    Dieses Buch wurde bei uns im Kloster als Tischlesung vorgelesen.
    Gruss
    P. Cyrill

    Antwort

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