“Jedem Kind seinen Platz geben”

Ateliertag, 29.10.2018, Stiftsschule Einsiedeln

Zum dritten Mal fand am vergangen Montag der Ateliertag an der Stiftsschule Einsiedeln statt. 150 Schülerinnen und Schüler aus allen Vierteln der Schulen Einsiedeln fanden ihren Weg hinter die Klostermauern und erprobten sich in den Naturwissenschaften und in Latein.

Maria Egartner

Für die Chemielehrerin Marcella Mazzolini ist eines wichtig: „Die Schüler sollen an diesem Tag einmal etwas ausprobieren dürfen, etwas, das auch gut für sie nachvollziehbar ist und mit Alltagsphänomenen zu tun hat“, so die 28jährige Naturwissenschafterin. Für ihr Chemie-Atelier bietet sie einen Säure-Basen-Versuch mit Rotkohlsaft an. Der Farbstoff kann durch Zugabe von Zitronensäure und Basen in Form von Natron nach Belieben rot und blau und wieder rückwärts gefärbt werden. Ausgerüstet mit Pipetten, Trichtern und Reagenzgläsern machen sich die 5. und 6.Klässler an die Arbeit, frei nach dem Motto: „Mal selber experimentieren dürfen“. Und wie wird aus Backpulver und Essig ein Feuerlöscher? Ein Schüler, der schon einiges an Wissen zum Thema Chemie mitbringt, weiss die Antwort: Durch die Mischung entsteht CO2 und damit lässt sich problemlos eine Kerze löschen. Den Gästen macht das Experimentieren sichtlich Spass und auch Marcella Mazzolini äussert sich begeistert:“ Ich bin gerne mit Schülern im Labor.“

Ein gelungenes Miteinander aller Einsiedler Schulen

Hinter der Idee des Ateliertages steht heute in koordinativer Funktion Judith Schnyder. Die ausgebildete Lehrperson für Begabungs- und Begabtenförderung entwickelte vor drei Jahren im Rahmen ihrer Abschlussarbeit das Konzept des Ateliertages und fand bei der Schulleitung der Stiftsschule offene Ohren. Für die Organisatorin erfüllt die Veranstaltung dabei gleich mehrere Funktionen: „Es geht darum, den Kindern authentische Bildungsanlässe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik „MINT“ zu ermöglichen“ und ihnen in den Labors und Räumlichkeiten der Stiftsschule eine entsprechende Infrastruktur anzubieten. Bisher sei die Hemmschwelle, die von Klostermauern umgebene Stiftsschule, zu besuchen, bei Einsiedler Schülerinnen und Schüler oft zu gross, hier wolle man die Chance nutzen und mögliche Vorurteile abbauen. Konrektor Martin Geiger schlägt in dieselbe Kerbe, wenn er ergänzt: „Auch das Finanzielle soll kein Hindernis für den Besuch der Stiftsschule sein.“ Entsprechende Förderprogramme könnten da in den ersten beiden Jahren – ab der 3.Klasse übernimmt der Kanton die Kosten für Einsiedler Schülerinnen und Schüler – unterstützend angefragt werden. Kooperativ zeigten sich auch die Schulleitungen der Schulen Einsiedeln, die dieses Jahr den Ateliertag in die Jahresagenda aufgenommen hatten und damit 150 ihrer Schülerinnen und Schüler einen spannenden Tag ermöglicht haben. In der Gruppeneinteilung und -koordination brachte sich auch Michael Steiner hilfreich ein. In Summe ergab sich daraus zum dritten Mal ein gelungenes Miteinander mit fast doppelt so vielen Teilnehmern wie noch vor drei Jahren. Letztlich geht es dabei um jedes einzelne Kind, so Judith Schnyder, darum, jedem Kind den für ihn passenden Platz anbieten zu können.

 „Ich könnte noch ewig weiterarbeiten“

  Die Rückmeldungen fielen auch nach Ende des Ateliertages äusserst positiv aus: „Eine Idee, hinter der ich stehen kann“, meint Marcella Mazzolini. P. Thomas Fässler zeigt sich ebenso zufrieden: „Die Kinder waren mehrheitlich sehr interessiert. Es war spannend, mit ihnen etwas Latein zu machen, wobei einige auch schon sehr viel wussten, vor allem zur antiken Mythologie.“ Für Physiklehrer Klaus Zanker, der am Ateliertag „Robotik mit Lego Mindstorms“ anbot, war es zwar „ziemlich anstrengend“, „aber sehr gelungen.“ Ein Schüler habe ihm nach Ablauf der Zeit noch die Frage gestellt, ob er freiwillig noch dableiben dürfe: „Ich könnte noch ewig weiterarbeiten.“

 

 

 

 

 

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