Was bedeutet es, jüdisch zu sein?

Von Bianca Segal (4b)

Was bedeutet das, jüdisch zu sein? Für manche ist es eine Religion, für andere eine Kultur, nach der man sein Leben lebt und strikte Regeln und Gesetze einhält, die den Alltag bestimmen.

Heutzutage trifft das aber auf immer weniger Juden zu. Für die meisten ist das Jüdischsein zu einer Zugehörigkeit geworden zu einer Gemeinschaft, die für dich da ist, eine Volkszugehörigkeit, die dir klarmacht, dass du nie völlig allein bist. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit entstammt grossteils davon, dass das Judentum mit 16 Millionen die kleinste der vier grossen Weltreligionen ist. Als Vergleich: Das Christentum hat 2.26 Milliarden Mitglieder, der Islam 1.5 Milliarden, der Hinduismus 900 Millionen.

Im modernen Judentum gibt es dabei vor allem drei Hauptrichtungen.

Die erste und auffälligste Gruppe sind die orthodoxen Juden, welche zwar nur eine kleine Minderheit darstellt, dafür aber leichtesten zu erkennen ist: durch ihre grossen Hüte, Kippas und langen schwarzen Anzügen. Sie halten sich streng an die Vorschriften, beispielsweise essen sie koscher und bemühen sich nicht nur über das Wort Gottes weiter zu lernen, sondern auch diese Erkenntnisse anderen weiterzugeben.

Die zweite Gruppe sind die liberalen Juden, welche sich zwar an die Vorschriften halten, diese aber auch abändern und anpassen. Als Beispiel gibt es Gleichberechtigung in der Synagoge und auch Frauen dürfen aus der Torah (Glaubensbuch) vorlesen.

Die dritte Gruppe sind die Reformjuden. Sie gestalten ihre Gottesdienste sehr modern, singen gemeinsam und haben als einzige Rabbinerinnen (Priesterinnen).

Diese drei Gruppierungen sind zwar in vielen Aspekten verschieden und doch werden sie durch die Grundgesetze des jüdischen Glaubens vereint.

Hier sind die wichtigsten: Es gibt nur einen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Jeder soll nach der Torah leben, denn sie ist die lebenslange Lehre und Weisung zum Handeln. Und alle sollen den Schabbat, den siebten Wochentag, einen Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll, heiligen.

Neben dem Schabbat gibt es im jüdischen Glauben noch andere wichtige Feste.

Die wichtigsten für die junge Generation sind die Bat & Bar Mitzwa. Das ist das Fest, bei dem ein Kind die Religionsmündigkeit erreicht und als erwachsen genug angesehen wird, um über seine Religionszugehörigkeit selbst zu entscheiden.

Bei Jungs ist das die Bar Mitzwa mit 13 Jahren, bei Mädchen die Bat Mitzwa mit 12 Jahren. Das Ganze ist eine grosse Angelegenheit, bei der das Kind aus der Torah vorliest, die Tefillin (Lederkapseln mit Torah-Stellen beschrieben, welche an Hand und Kopf befestigt werden) anlegt und Gebete gesprochen werden. Am Abend oder am nächsten Tag wird dann ein grosses Fest veranstaltet, oft mit hundert Gästen.

Ein anderes grosses Fest ist Hanukkah, bei dem man während 8 Tagen eine Kerze an der Hanukkiah, einem Leuchter mit 8/9 Armen, anzündet und welches an die Wiedereinweihung des Tempels 164 v. Chr. in Jerusalem erinnert.

Aber das womöglich wichtigste Fest ist Pessach, ein Familienfest, das an den Auszug aus Ägypten, also die Exodus-Geschichte, erinnert. Das Fest selbst geht sieben Tage lang, doch der wichtigste Moment ist der Sederabend, an dem alle in die Synagoge gehen, danach sich in der Familie besammeln und zusammen ein klar strukturiertes Abendmahl einnehmen und jeweils die passenden Gebete sprechen. Bei diesem Mahl werden auch vier Becher Wein getrunken, einen für Freiheit, einen für Frieden, einen für Hoffnung und den letzten für Jerusalem.

Der Spruch «Nächstes Jahr in Jerusalem» oder «in Israel» wird oft bei jüdischen Festen und Veranstaltungen gesagt, aber wieso?

Der israelische Staat wurde am 14. Mai 1948 gegründet und ist der Nationalstaat des Jüdischen Volkes. Es ist auch der einzige Staat, in dem Juden die Bevölkerungsmehrheit ausmachen. Obwohl der Staat Israel ein kontroverses Thema ist, bedeutet seine Existenz für Juden auf der ganzen Welt Hoffnung.

Und wie steht die Schweiz bezüglich des Themas Judentum?

In der Schweiz leben etwas mehr als 20’000 Juden und von diesen fast die Hälfte in Zürich-Enge. Das heisst, dass Juden 0.4% der Schweizer Bevölkerung ausmachen und die Schweiz somit die 10. grösste jüdische Gemeinde Europas ist.

In Basel befindet sich auch das Jüdische Museum der Schweiz, welches im Jahr 1966 eröffnet wurde und somit das erste jüdische Museum des deutschsprachigen Raums nach dem 2. Weltkrieg darstellt.

Es wäre sicher lohnenswert, dem Museum einen Besuch abzustatten, wenn man mehr über diese alte und interessante Religion und Kultur erfahren will.

http://www.juedisches-museum.ch/de/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

%d Bloggern gefällt das: