Bücher für die Ewigkeit

Beat Frei ist Buchrestaurator und Buchbinder im Kloster Einsiedeln. Er erlernte das Handwerk des Handbuchbinders in Zürich und die Buchrestaurierung in Ascona. Seit 27 Jahren widmet er sich den wertvollen Handschriften der Klosterbibliothek und des Archivs, die nach Jahrhunderten ihres Bestehens auch die eine oder andere Reparatur benötigen.

Grosse Folianten sind in der Mitte der Werkstatt, die sich über dem Sattlertor im hinteren Klosterhof befindet, aufgelegt, darunter gerade die Tschudi-Chronik aus dem Jahre 1572. Mal ist der lederne Einband gerissen, mal das Pergament brüchig geworden, mal gilt es auch neue Zeitschriften, wie das klosterinterne «Konventglöckli», zu Büchern zu binden. In einzelnen Fällen werden auch externe Aufträge übernommen, etwa Familienbibeln, denen ein grosser emotionaler Wert zugeschrieben wird. In zahlreichen Schubläden, Gläsern und Regalen bewahrt der begeisterte Kunsthandwerker die Materialien auf: Störleim zum Kleben von Pergament, Zahnarztbesteck für das Schneiden und Auflegen der filigranen Materialien, buntes Leinen in grossen Rollen ebenso wie Leder und Pergament, das es in Restaurierungsqualität nur noch in England und Schottland zu bestellen gibt. In einem Nebenraum werden Arbeiten an feuchten Materialien durchgeführt. In Tauchbädern mit extra kalkhaltigem Wasser kann beschädigtes Papier mit neuen Papierfasern ergänzt und vervollständigt werden. Vorher gilt es freilich zu klären, um welche Art von Tinte es sich handelt. Dorntinte bleibt erhalten, Russtinte würde abgewaschen werden.

Auf Chemikalien verzichtet Beat Frei grossteils, mit entsprechender Sachkenntnis geht es auch ohne, etwa, indem er selbst Weizenstärke zu Kleber verarbeitet. Restaurierungsfehler, die vor 100 Jahren noch häufig waren, wie etwa ganze Bibliotheken einzufetten, passieren ihm nicht. Mit entsprechendem Know how und geeigneter Ausrüstung kann man heute Handschriften für weitere Jahrhunderte erhalten. «Bei digitalen Medien wissen wir nicht, ob wir sie in 50 Jahren noch lesen können», bei Handschriften und Druckerzeugnissen auf säurefreiem Papier sei aber von einer Lebensdauer von Jahrhunderten auszugehen, so Frei.

Und werden auch heute noch Handschriften angefertigt? Immerhin pflegte das Kloster Einsiedeln im Mittelalter eine rege Schreibtätigkeit im stiftseigenen Skriptorium. Tatsächlich gibt es zumindest eine neue Handschrift, so Frei begeistert. Die besonders grosszügigen Wohltäter des Klosters werden handschriftlich von Frei in einem Guttäterbuch vermerkt.

Herzlichen Dank für den Einblick in dieses historische Kunsthandwerk!

Maria Egartner, Francesco De Vecchi

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