Geschichte um Weihnachten mit P. Thomas
Von Riccardo Khoyi
Wie ist die Geschichte von Weihnachten in einem historischen Sinn entstanden? Das fragten wir P. Thomas Fässler, Geschichtslehrer und Einsiedler Mönch.
Weihnachten entstand nicht sofort nach der Geburt Jesu, sondern wurde erst allmählich nach der Auferstehung Jesus gefeiert, weil die Menschen sich fragten, wie und wann denn Jesus geboren wurde. Anfangs war es auch kein Feiertag, weil das Christentum erst 311 n. Chr. als Religion erlaubt wurde. Die einzige Quelle, die von Weihnachten erzählt, ist letztlich die Bibel, in der der ganze Ablauf, von der Schwangerschaft bis zur Geburt, mit allen Schwierigkeiten, die Maria und ihr Ehemann hatten, erzählt wird. Aber in der Bibel steht nicht, wann Jesus geboren ist.
Weihnachten im Dezember zu feiern, kam erst im 4. Jahrhundert auf. Vermutlich steht die Entscheidung für dieses Datum im Zusammenhang mit dem Fest des “Sol Invictus”, dem römischen Fest der unbesiegten Sonne, die Licht bringt. Im Christentum interpretierte man diesen Gedanken weiter, indem man sagte, dass Jesus das Licht sei, weil er die Hoffnung auf ein neues Leben brachte und die abgebrochene Verbindung zwischen Gott und den Menschen wieder herstellte.
Die einzelnen weihnachtlichen Traditionen kamen mit der Zeit dazu: Die Geschenke wurden erst im 20. Jahrhundert eingeführt, weil anfangs die Kinder am Samichlaustag oder im Tessin zu den Drei Königen Geschenke bekamen. Auch der traditionelle Christbaum ist etwas, das nicht von Anfang an zu Weihnachten dazugehörte.
Geschichte und Traditionen wandeln sich mit der Zeit, aber der Kern sollte immer der gleiche sein: Jesu Geburt.
Und was ist für Sie Weihnachten, P. Thomas ?
“Gott wird Mensch, wie du und ich. Er weiss also, was es heisst, ein menschliches Leben zu führen, mit allen Höhen und Tiefen. Und als Mensch hat er die Beziehung zu Gott, die einst der erste Mensch zerrüttet hat, wieder hergestellt. Die Menschwerdung Gottes ist eine Botschaft, die wir nur im Christentum kennen. Wir haben uns an diese Wahrheit gewöhnt, doch sollten wir das Staunen darüber nicht verlieren. Weihnachten ist für mich zudem die Möglichkeit, jemanden zu beschenken, ohne dass der andere weiss, wer ihm das Geschenk gegeben hat. Das passiert aber nicht nur bei Eltern und Kindern und auch nicht nur an Weihnachten. Vielmehr beschenkt uns auch Gott immer wieder, ohne dass wir uns stets bewusst sind, dass er es ist, der uns alles gibt – bis hin zum Leben.”