Die Wichtigkeit der Vaterfigur

von Elisabeth Steuerwald, 6c

Eine Männerfigur, mit der jeder mindestens einmal im Leben “konfrontiert” wurde, ist der eigene Vater. Jeder hat einen und jedem ist das Wort “Vaters” ein Begriff. Es ist jedoch zwischen dem biologischen und dem “seelischen” Begriff des Vaters zu unterscheiden, denn nicht für jeden ist der biologische Vater auch der “richtige” Vater. Es gibt viele Familien, in welchen der leibliche Vater nicht mehr präsent ist und ein anderer seinen Platz eingenommen hat. Diese Person ist dann trotzdem die Vaterfigur des Kindes, oftmals für den Rest des Lebens.

Wie auch immer die Familiensituation sein mag, in jedem Fall kann man sagen, dass die Eltern ihre Kinder prägen. Doch inwiefern prägt spezifisch die Vaterfigur das Kind? Welche Rolle spielt der Vater im Leben seines Kindes und inwiefern beeinflusst sein Verhalten das Kind? 

Psychologen haben festgestellt, dass Väter für ihre Kinder, vor allem in jungem Alter sehr bedeutsam sind. Kinder sehen den Vater häufig als Ideal und als Vorbild für sich selbst an. Häufig adaptieren sie ihren Umgang mit anderen so, wie der Vater mit anderen umgeht. Kinder sind sehr aufmerksam und nehmen alles auf, auch wenn sie nicht darüber sprechen. Sie hinterfragen die Mentalität und das Verhalten der Eltern, wenn sie klein sind, generell nicht. Für sie stehen die Eltern absolut und alles, was diese tun, muss richtig sein. So macht man auch beispielsweise im Kindergarten oft Überraschung und eine gewisse Abneigung gegenüber Kindern, deren Familien gewisse Sachen anders pflegen als die eigene, aus. 

Wenn die Kinder jedoch älter werden und merken, dass ihre eigenen Werte eigentlich gar nicht jenen der Familie entsprechen, kann dies einen Hass oder eine Abneigung gegen den Vater und die Familie auslösen, was zu extremen Handlungen führen kann. Dies tönt auch im Buch “Der Vater eines Mörder” von Alfred Andersch an. Hierbei geht es um den Vater von Heinrich Himmler, welcher Schuldirektor eines humanistischen Gymnasiums in München war. Es wird eine Schullektion beschrieben, in der man die Verhaltensweise des Vaters, des “Rex”, stark wahrnimmt und selber analysieren und interpretieren kann, inwiefern dies einen Zusammenhang mit dem, was aus Heinrich Himmler geworden ist, hat.

Wie aus den Erziehungswissenschaften bekannt ist, beeinflusst das Ambiente eines Kindes in genau diesen frühen Jahren das Kind am meisten. In dieser Zeit werden viele Charakterzüge, Verhaltensweisen und teilweise auch Komplexe gebildet, welche noch im Erwachsenenleben spürbar bleiben. Die Vaterbeziehung spielt auch hier eine wesentliche Rolle. Bei Beziehungen zum Beispiel tendieren Jungs, laut Psychologen, dazu, ihre Partner gemäss dem Verhaltensmuster ihres Vaters zu behandeln. Dies tun sie meist nicht bewusst und das Muster muss nicht zwingend 1 zu 1 übereinstimmend sein, allerdings ist trotzdem sehr häufig eine klare Tendenz und Verbindung auszumachen. Dies ist auch logisch: Ein Kind verfolgt tagtäglich, ob aktiv oder passiv, die Beziehung zwischen den Eltern und nimmt diese, da sie die einzige ist, die es kennt, als richtig wahr. 

Das Verhalten eines Mädchens in einer Beziehung hingegen, hat insofern etwas mit dem Vater zu tun, als dass ein Mädchen sich meist mit einer Person, die vom Verhalten her dem Vater ähnelt, wohler fühlt. Die Psychologie hat festgestellt, dass Mädchen sich meist den selben Umgang “gefallen lassen”, den sich auch ihre eigene Mutter gefallen lassen hat. Sie erwarten ein ähnliches Verhältnis, wie jenes zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater, und erwarten unbewusst, dass die meisten Jungs/Männer so agieren wie der Vater. 

Selbstverständlich würde niemand im Jugend- und Erwachsenenalter bewusst sagen: “Ich lasse mich so behandeln wie mein Vater meine Mutter behandelt hat” oder “Ich behandle meine/n Parter/in genau so wie mein Vater meine Mutter behandelt hat”. Ab einem gewissen Alter wissen alle, dass es noch viele anderen Arten des Umgangs gibt, als jene die man Zuhause kennt. Es gibt allerdings trotzdem einen Grund, warum in Beziehungs- oder allgemeinen psychischen Problemen immer auf die Kindheit und das Vater-Mutter Verhältnis zurückgekommen wird. Denn die Dinge, die wir als Kinder lernen und wahrnehmen sind jene, die am längsten bleiben und uns am meisten prägen. 

Des weiteren beeinflusst auch die eigene Emotionskontrolle des Vaters das Kind, dies gilt selbstverständlich ebenfalls für die Mutter. Jedoch kann beispielsweise ein Wutanfall des Vaters dem Kind noch mehr Angst einjagen, als ein Wutanfall der Mutter, da der Vater biologisch meist stärker und lauter als die Mutter ist. Ein Vater mit einem Problem bei der Emotionskontrolle kann verschiedenste Folgen für das Kind haben. Häufig stark ausgedrückte Wut mit Anschreien oder sogar leichter Form von Gewalt (wie eine Ohrfeige) auf das Kind gerichtet, lösen in jedem Fall eine Angst vor solchen Anfällen aus. 

Dies kann zur Folge haben, dass ein Kind anfängt, alles für sich zu behalten, was potentiell Wut bei dem Vater auslösen könnte. Doch dies überträgt das Kind nicht nur auf sein Zuhause, sondern generell auf seine Umwelt. Auch im Jugend- oder Erwachsenenalter kann es passieren, das Menschen unfähig sind, ihre Gefühle richtig auszudrücken, aus Angst vor einer heftigen Reaktion, welche sie so aus ihrer Kindheit kennen. Ausserdem passiert es auch häufig, dass solche Kinder ihre eigene Wut immer runterschlucken und nie zeigen, da sie nicht wollen, dass andere sich so fühlen, wie sie sich gefühlt haben. Ausserdem wurde auf ihre kindliche Wut auch meist mit noch heftigerer Wut reagiert, was die Umstände noch verschlechtert hat. Die Emotion Wut ist zu einem Tabu für sie geworden. Die eigenen Emotionen, sowie Wut, dosiert ausdrücken zu können, ist jedoch eine wichtige Fähigkeit, die jeder haben sollte. Alles zu unterdrücken tut einem selbst nach einer Zeit überhaupt nicht gut. 

Als Gegenbeispiel kann diese starke Wut des Vaters auch einfach übernommen und auf das Umfeld ausserhalb von zu Hause übertragen werden. Zuhause darf man ja nicht zu emotional werden, da es sonst den Vater strapaziert, also wird die eigene angestaute Wut an anderen Orten ausgelassen. Diese kann auch durch generelle Rebellion oder Adrenalin, durch beispielsweise illegalen Aktionen, ausgeglichen werden. In Zukunft kann dies zu einem eigenen Kontrollverlust über die Emotionen führen und sich wieder, wie ein Kreislauf, auf die nahestehenden Menschen, und evtl. Kinder übertragen. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Vaterfigur jeden Menschen in irgendeiner Weise prägt. Es ist daher wichtig, dass ein Vater, sowohl als auch die Mutter, gute Vorbilder für das Kind darstellen. Wenn die Eltern gute Menschen sind und sich selbst gut unter Kontrolle haben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass dies sich auf die Entwicklung eines Kindes positiv auswirkt. Das Verhalten der Eltern, auch auf ihr Umfeld bezogen, spiegelt sich immer in irgendeiner Weise in den Kindern wieder, dies muss einem immer bewusst bleiben. Allerdings ist es auch wichtig, dass man sich als Kind stets bewusst ist: “Ich bin nicht mein Vater/meine Mutter, ich kann eigenständig handeln”. Die Prägung der Eltern ist im Jugend-/Erwachsenenalter meist bloss die Intuitivreaktion, man kann, wenn man sich darüber Gedanken macht, bewusst anders agieren. Man kann sein Leben ohne jegliche Einflüsse des Vaters steuern, allerdings nur, wenn man sich dessen bewusst ist und sich damit auseinander setzt.  

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