Schulentwicklungstag – Nachhaltigkeit: Kleider. Mit ZRCL-Gründer Kilian Wiget
Von Silvan Wirthensohn
Kilian Wiget stellt sich und seine Kleidermarke ZRCL vor. Für ihn ist die Transparenz der Produktions- und Lieferketten ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Kleider. Sichergestellt wird das mit Codes, welche auf jedem Kleidungsstück aufgedruckt sind. Damit lässt sich auf der firmeneigenen Homepage der gesamte Weg jedes Kleidungsstückes nachverfolgen. Die Partnerfirmen, welche an der Produktion beteiligt sind, werden genannt und beschrieben. Die Nachverfolgbarkeit der Lieferketten sei eines der grössten Probleme in die Industrie. Konsumenten können in den allermeisten Fällen nicht im Detail nachvollziehen, woher Rohstoffe oder Bauteile kommen.
Über Nachhaltigkeit werde gerne geredet, aber meist wenig gemacht. Bei der Modeindustrie sind weniger als 1% der Stücke nachhaltig produziert. Es gibt unzählige Labels, damit kann man eigentlich jedes Produkt labeln lassen (gegen eine Gebühr selbstverständlich). Die Anforderungen der Labels sind aber oft schwammig und löcherig. So dürfen viele als «Bio Cotton» gelabelte Produkte völlig legal und zertifiziert bis zu 30% nicht Bio-Baumwolle enthalten. Zudem verliert man schnell die Übersicht bei der grossen Vielfalt. Man kann sich also nicht blind auf diese verlassen, sondern muss selber aktiv nachfragen und nachforschen.
ZRCL arbeitet mit dem Schweizer Label bioRe, welches seit 35 Jahren für den weltweit höchsten Standard für Bio-Baumwolle steht und die Rohstoffe aus Indien und Tansania bezieht. Neben Baumwolle wird auch etwas Schweizer Schafwolle für Mützen verarbeitet. Leider gibt es in der Schweiz keine relevanten Alternativen für Baumwolle, welche noch angebaut und verarbeitet werden. Leinen wäre grundsätzlich eine Möglichkeit, jedoch gibt es die verarbeitende Industrie nicht mehr in der Schweiz.
Die grösste Herausforderung bezüglich der Nachhaltigkeit ist der Transport. Dieser wird zwar kompensiert, ist jedoch im Prinzip nicht nachhaltig. Die Verschiffung ist dabei wesentlich umweltfreundlicher als der Transport per Flugzeug (ca. 40mal). Wirtschaftliche Alternativen gibt es nicht. Die Wege hängen auch davon ab, wo man Firmen finden kann, welche verhältnismässig kleine Stückzahlen verarbeiten. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass die Nachhaltigkeit auch eine wirtschaftliche Komponente besitzt. Es muss möglich sein, lokale Arbeitsplätze zu erhalten und auch ein Lädeli im Dorf zu betreiben.
Um noch nachhaltiger zu werden, laufe gerade ein neues Projekt mit der Hochschule Luzern an. Dabei wird untersucht, wie Kleidungsstücke mechanisch in Garn aufgetrennt werden können, um daraus neue
Kleidungsstücke zu produzieren. Man sollte sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen, sondern ständig nach Verbesserungen suchen.
Der Grosshandel produziert die günstigsten T-Shirts für 2-3 Franken. Die Differenz zum Preis im Laden ist die Marge. Nimmt man also keine Rücksicht beim Anbau, Produktion und Transport, lassen sich extrem günstige Kleider produzieren. Weil aber dabei nicht umweltschonend gearbeitet wird, gilt die Textilindustrie als eine der dreckigsten Industrien der Welt. In der Schweiz laden pro Tag ca. 120 Tonnen Altkleider in den Altkleidercontainern. Diese Mengen können gar nicht verarbeitet werden und so wird ein Grossteil davon z.B. nach Ghana exportiert, wo es grösstenteils deponiert wird. Zudem werden ca. 1/3 aller Kleider, welche in den Läden hängen nie verkauft, sondern direkt entsorgt. Dies ist legal in der Schweiz. In der EU soll das «Lieferkettengesetzt» dies in der Zukunft für grosse Händler verbieten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es viele Gute Ideen gibt, aber diese oft nicht so direkt realisierbar sind. Das liegt an den Realitäten vor Ort im Anbau, in der Produktion, im Transport oder den Preisvorstellung der Kunden. ZRCL produziert auch in der Schweiz z.B. Pullover, aber viele Kunden sind nicht bereit die verhältnismässig hohen Preise von ca. 200 CHF dafür zu bezahlen.
Ein zentraler Gedanke ist also die Schaffung eines Nachhaltigkeits-Bewusstseins. Dies vor Ort beim Anbau von Rohstoffen, indem ohne gentechnisch verändertes Saatgut und ohne grosse Mengen von Pestiziden gearbeitet wird, aber auch in der Produktion durch humane Arbeitsbedingungen und faire Löhne. Zuletzt bei der Zielgruppe, welche sich bewusst sein muss, was sie einkauft.
Persönlich könne man viel tun, um nachhaltiger zu sein in Sachen Mode. Nur kaufen, was man wirklich braucht. Kleidungsstücke reparieren lassen. Secondhand kaufen und Kleider in den Secondhand-Markt geben. Kleidung wertschätzen und sorgfältig damit umgehen. Sich beim Kauf genau informieren.
Ideen für die Stiftsschule:
Thematik konkret einbauen in Unterricht: Anbaumethoden, Logistik in der globalisierten Welt, Produktionsverfahren, Umweltverschmutzung, wirtschaftliche Überlegungen, Folgen der Globalisierung für lokale Bevölkerungen, Umgang mit Ressourcen/Rohstoffen, historische lokale Produktion und Verarbeitung in der Schweiz usw.
Kleidung an der Stiftsschule: Stiftspullover überprüfen. Schuluniform könnte sehr nachhaltig sein. Kleidertauschschrank einrichten.