Wie entwickelt sich die Region Einsiedeln?

Geo-Vortrag über Raumplanung für die 5.Klassen

18.6.2024/Theatersaal: Karten, Texte, Grundlagenberichte – das sind die Quellen, die Aufschluss über die Schweizer Raumplanung geben, die mittels verschiedener Instrumente entwickelt und meist in einem mehrjährigen Prozess umgesetzt werden. Für die 5. Klassen stand zu diesem gesellschaftlich relevanten Thema am 18.6.2024 Raumplaner und Abteilungsleiter Thomas Geiges für einen Vortrag zu Theorie und Praxis der Raumplanung zur Verfügung. Im Geounterricht waren die Schüler von Geolehrerin Ines Weizenegger bereits inhaltlich vorbereitet worden.

Raumplanung in der Praxis

Raumplanung spielt sich auf mehreren Hierachieebenen mit unterschiedlichen Kompetenzen ab. Diese sind Bund, Kanton, und Bezirk, mit je unterschiedlichen Strategien (und den entsprechenden Strategiepapieren) und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Auch die Interessen und Pflichten der Grundeigentümer sowie das politische Leitbild, das alle zwei Jahre aktualisiert wird, fliesst in die Überlegungen mit ein. So gibt es auf politischer Ebene etwa ein „Entwicklungskonzept Sihlsee“, in dessen „Leitmotiv“ unter anderem die Erholungsqualität genannt wird, dazu eine „Entwicklungsstrategie“ des Bezirksrates, in welcher raumwirksame Entwicklungsabsichten formuliert sind.

Die unterste Hierarchieebene ist die Gemeinde bzw. wie im Fall Einsiedeln der Bezirk, erklärt Abteilungsleiter Thomas Geiges. Er machte eine Lehre als Geomatiker, dann die Berufsmatura und studierte anschliessend in Rapperswil Raumplanung, ein Studium mit sehr guten Berufsaussichten, wie er im Gespräch betont. Vom Sachbearbeiter wurde er bald zum Projektleiter in Raumplanungs- und Infrastrukturvorhaben und nun zum Abteilungsleiter der Abteilung Planen Bauen Umwelt und Energie im Bezirk Einsiedeln.

Die Zukunft Einsiedeln

Wie plant man nun die raumplanerische Zukunft Einsiedelns? Zunächst ist das Bevölkerungswachstum zu berücksichtigen, das jährlich etwa 1,4% beträgt und wohl auch in den nächsten Jahren in diesem Rahmen bleiben wird. Eine Verbauung von zuviel Grünland, um Wohnflächen oder Gewerbezonen zu errichten, ist dabei heute nicht mehr gefragt, vielmehr steht flächensparende Verdichtung auf dem Programm. Als Instrument zur Verdichtung dient zum Beispiel eine Aufzonung von einer Wohnzone W2 in eine Wohnzone W3, womit auf einen Schlag zwei Geschosse mehr erstellt werden können.. Neueinzonungen sind zudem nur sekundär und bei ausgewiesenem Bedarf vorgesehen, um auch den Naturraum zu schonen und zu erhalten.

Vier aktuelle Projekte in Einsiedeln

Als konkretes raumplanerisches Konzepte der letzten Jahre ist die mit einer sehr hohen Dichte ausgestattete Wohnüberbauung Obere Almende, „Wave“ genannt, mit mehreren mehrgeschossigen Wohngebäuden in Wellenform und einem renaturierten Bächlein in der Mitte.

Ein weiteres Entwicklungskonzept gibt es für das Bahnhofsareal, das in einigen Jahren schon ganz anders aussehen könnte. Das bestehende Bahnhofsgebäude, das unter die schützenswerten Gebäude fällt, soll erhalten bleiben, der Umgebung des Bahnhofsareals soll aber mehr „Aufenthaltsqualität“ verliehen werden. Zusätzlich gibt es Überlegungen für mehrgeschossige Gebäude, mit Gewerbe und Dienstleistungsbetrieben in den unteren Geschossen und Wohnungen in den oberen. Auch der Busverkehr wie auch der ÖV soll mittelfristig gestärkt werden, was auch einen eigenen Busbahnhof mit sich bringen würde, ebenso wie die Erweiterung der Bushaltestellen.

Ein „HB Einsiedeln?“, fragten die anwesenden Schüler erstaunt. Für ein Dorf ein ganz schön urbanes Bahnhofsareal, fanden die einen, ein „attraktives Zukunftsprojekt“ die anderen.

Einzelinitiativen, Informationsveranstaltungen und digitale Mitbestimmung

Die Mitwirkung der lokalen Bevölkerung ist gesetzlich vorgeschrieben, betont Geiges weiter. Deshalb gibt es regelmässig Infoveranstaltungen im Zwei Raben oder im Gemeindesaal, zu der die Bevölkerung eingeladen ist. Auch gibt es ein „Mitwirkungsverfahren“, wobei etwa im Bereich des Bahnhofsareals 25 Ideen eingegangen sind, die in einem entsprechenden „Mitwirkungsbericht“ auch dokumentiert und veröffentlicht werden. Eingegangen sind etwa Vorschläge, wie die Mehrwertabgabe für die Umzonung beim Bahnhofsareal einzuführen, damit auch etwas an die lokale Bevölkerung zurückkommt. Auch das Thema Parkplätze wird immer wieder eingefordert.

Eine Mitbestimmung mittels digitaler Tools gibt es zum Teil, erklärt Geiges, vor allem auch um die jüngeren Leute abzuholen, die nicht am Abend zu Infoveranstaltungen kommen wollen. Ein „smartes Einsiedeln“ gebe es allerdings noch nicht, für die Zukunft sind mehr digitale Tools aber durchaus eine prüfenswerte Option.

Ein drittes Projekt ist ein Kreisel bei der Baumgruppe „Grosser Herrgott“ neben dem alten Schulhaus, der durch eine Einzelinitiative zustande kam. In der neuen Planung soll die Bushaltestelle beim Brüel erweitert werden, die geschützte Baumgruppe und Baumreihen entlang der Etzel- und Birchlistrasse weitgehend erhalten und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Der neue Kreisel vermag die verschiedensten Ansprüche wie Verkehrssicherheit und Verkehrskapazität am besten abzudecken.

Das vierte vorgestellte Projekt ist die Hauptstrasse Einsiedeln, die als Begegnungszone angedacht ist. Hier wurden die Schüler durch digitale Mentimeter-Abstimmung fiktional in den Entwicklungsprozess eingebunden. Gefragt war: Wie würden sich die Schüler die Hauptstrasse vorstellen? Welcher Bodenbelag (Pflastersteine wie am Klosterplatz, andere Pflasterung, Asphalt, Kies), Bäume ja oder nein, welche Art von Randstein, Kunst und/oder Sitzmöglichkeiten. Die Schüler sprachen sich für mehr Bäume, aber auch für Autoverkehr in der Hauptstrasse aus. Ein überraschendes Ergebnis für den Raumplaner, das aber letztlich auch seinen Arbeitsalltag widerspiegelt: Die Interessen und Bedürfnisse sind unterschiedlich, manchmal einander ergänzend, aber auch mal sich gegenseitig ausschliessend. Die Raumplanung muss hier also einen Weg finden, mittels ihrer Instrumente möglichst breit abgestützte und auch raumplanerisch sinnvolle Projekte zu entwickeln. Auf die raumplanerische Zukunft Einsiedelns kann man aber auf jeden Fall gespannt sein.

Weiterführende Links:

Planen Bauen Umwelt Energie | Bezirk Einsiedeln | Planen Bauen Umwelt und Energie, Aufgaben

«Die Abteilung Planen Bauen Umwelt und Energie bearbeitet, koordiniert und vollzieht die Verwaltungsaufgaben in den Sachgebieten der Raumplanung und Siedlungsentwicklung, der Baubewilligung, des Brandschutzes, des Umweltschutzes und der Energiestadt.»

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