Littering auf Schweizer Boden – Der Homo pedanticus

Eine Kolumne von Jael Inauen

Sie, lieber Leser, werden diese täglichen Beschwerden des typischen respektablen Schweizer Herren wohl kennen. Die Schuhe wild im Flur verstreut, Papier auf dem Boden, Flecken auf dem makellos weissen Tischtuch! Unglaublich. Das so etwas doch sehr ärgerlich und manchmal fast nicht auszuhalten ist, verstehe ich von ganzem Herzen. Nun endlich werden ihre täglichen Ärgernisse in einem Artikel, dem „pedantischen Manifest“, festgehalten.

Montagmorgen. Zwar der Albtraum eines jeden, doch umso mehr für den Pedanticus, dem von Anfang an offensichtliche Schlampigkeit und chronische Inkonsistenz unter die Augen treten. Schon beim Aufstehen zeigt sich dies schon; der mühevoll aus dem Bett herausgebrachte Fuss steht sofort auf den Überbleibseln kindischer Vergnügungen, oder, im Munde des Pöbels, auf Spielzeuge. Erneut fragt sich dieses geplagte Wesen, warum es doch wirklich kleine Exemplare seiner selbst in die Welt setzen musste, offensichtlich in mancherlei Hinsicht ein Fehler. Seufzend begibt sich nun der Pedanticus in den familiären Waschraum, wo ihn schon das nächste Horrorbildnis erwartet. Die Zahnpasta offen, die Handtücher auf einem fürchterlichen Haufen, der Wandschrank unordentlich, die Kleider verstreut! Zornesröte steigt in ihm auf, man wird sich wieder vornehmen, die doch zu schmuddeligen Familienmitglieder von wahrer Sauberkeit und Hygiene zu überzeugen.

Nach einem hastig eingenommenen Morgenmahl begibt sich der kritisch und klug Hinterfragende in eine Vorstufe der Hölle, die öffentlichen Verkehrsmittel. Keime, Kaugummis, Dreck, Krankheiten schwirren in der Luft und warten regelrecht darauf, ein unbedarftes Opfer in ihre Gewalt zu nehmen. Die Feuchttücher sind griffbereit, die Hände desinfiziert, man wagt sich in dieses risikoreiche Unterfangen. Die tatsächliche Durchführung scheint für den Aussenstehenden ziemlich ereignislos zu wirken, ist aber eine grosse Herausforderung für jeden Pedanticus; keine Keime, kein Blickkontakt, kein Niederlassen in riskanten, schmutzigen Gebieten.

Schliesslich ist die Fahrt überstanden und unser aller Leidende verlässt das Fahrzeug und eilt zur Arbeit. Dort angekommen erwartet ihn erst einmal die wohlverdiente Ruhe, der Arbeitsplatz ist natürlich makellos und sauber aufgeräumt, dieser wird den Vormittag über nicht verlassen. Dann aber erscheint ein Höhepunkt der sozialen Interaktion am Arbeitsplatz: das Mittagessen. Zwar vermeidet der Pedanticus nach seiner kürzlichen Darmentleerung – ohne Aufwand schlank in nur 14 Tagen – natürlich jedwede Art von ungesundem Essen, so nimmt er in Hinblick auf den Nachmittag ein Steak, Pommes und nur ein ganz kleines Stück Kuchen zu sich. Schliesslich braucht man für einen so anstrengenden Job am Schreibtisch viel Energie und Kraft. Auch muss man sich mit diesen ekelhaften Mitarbeitern herumschlagen, welche ganz offensichtlich nichts anderes können als Flecken, Unordnung und ausgesprochen geschmacklose Witze zu verbreiten. Mit kleineren Unfällen fährt der Tag fort. Was für ein Leiden. Jeden Tag.

Nun, lieber Leser, hörten Sie ein Exempel von einem der doch so vielen Leidenden in unserer unordentlichen, unhygienischen Welt. Helfen Sie mit, das Leben dieser zahlreichen Opfer besser zu machen. Mit nur einem Franken kann der Pedanticus mit weiteren Taschentüchern und Putzlappen ausgestattet werden! Wir zählen auf Sie.

 

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