DIY Mentale Stabilität

Von Tara Zehnder (6a)

Für alle Laien, die noch nie in Kontakt mit der Abkürzung DIY getreten sind, es bedeutet „Do it yourself“. Mittlerweile ist es ein grosser Trend im Internet geworden, Dinge selbst zu basteln und zusammen zu bauen. Es gibt abertausende von Videos die zeigen, wie man beispielsweise alte T-shirts erneuert, Zimmerdekoration bastelt oder die ausgefallensten Gebäcke herstellt. Für mich hat das Wort jedoch eine andere Bedeutung.

Ich habe über die letzten paar Jahre meines Lebens eine Art von Selbsttherapie entwickelt, die mir hilft, psychisch in Takt zu bleiben. Also DIY Mentale Stabilität.

Als Teenager und Mädchen hat man es nicht immer leicht. Zumindest denke ich, dass es bei Mädchen teilweise komplizierter sein kann. Glücklicherweise, habe ich keine existenzielle Probleme in meinem Leben und an Insomnie oder Angst leide ich auch nicht wirklich stark. Abgesehen von den normalen Problemen, die man halt so hat, kann ich mich wirklich nicht beklagen. Trotzdem kommt es manchmal vor, dass bei schlechten Noten, Streit mit den Eltern, Selbstzweifel oder „Boyproblems“ der Kopf nicht mehr so richtig dabei ist. Manche gehen dafür ins „Coaching“, was sehr empfehlenswert ist, wenn man die Zeit dafür hat. Besonders nach meinem Unfall vor ein paar Monaten wurde mir empfohlen zur Therapie zu gehen. Dies eventuell, weil ich seither schlagfertiger, schreckhafter oder gereizter reagiere oder weil ich plötzliche emotionale Ausbrüche und Albträume hatte.

Seit ungefähr drei Jahren führe ich ein Tagebuch. Damit meine ich nicht: „Liebes Tagebuch, heute war ein sonniger Tag“ oder „Liebes Tagebuch, heute war der Max ganz ein Fieser im Zeichen-Unterricht“, sondern mehr so Selbstgespräche oder Briefe an mein zukünftiges Ich. Peptalks an mich selbst, Trashtalks über Leute, die später sowieso nicht mehr in meinem Leben sein werden, Briefe an Menschen, die mir viel bedeuten oder Dinge, die ich nie der Person ins Gesicht sagen könnte.  Es darf nur wirklich niemand finden und lesen, sonst habe ich möglicherweise ein Problem.

Es ist ein Teil meiner Therapie, die ich für mich selbst entwickelt habe. Somit sollte es eigentlich mit dem Arztgeheimnis geschützt sein… (Notiz: Eigene Therapie für Ernstfall von ärztlicher Autorität dem Arztgeheimnis einbezogen bestätigen lassen.)

Egal wie klein das Problem ist, es wird aufgeschrieben. Besonders beim Lernen hilft das und ist wirklich empfehlenswert. Hat man zum Beispiel wirre Gedanken, wobei es sich anfühlt, als könnte man nicht mehr aufhören über das gleiche Thema nachzudenken oder man beim Lernen immer wieder auf das gleiche abschweift, ist es sehr hilfreich, wenn man auf einem Blatt alles aufschreibt, was zurzeit im Kopf zu finden ist. Alle Aspekte, Facetten und Herangehensweisen des Problems auf einem Blatt.

Persönlich mache ich das in Form einer Mindmap, aber das kann man natürlich individuell gestalten. Man faltet das beschriebene Blatt und legt es zur Seite. Ihr werdet überrascht sein, welche Wunder das wirkt, wenn wirklich alles auf dem Blatt steht. Egal wie unangebracht es ist. Wenn man dann mit einem klaren Kopf gelernt hat, nimmt man das Blatt wieder nach vorne und liest es durch. Vielleicht scheinen einige Dinge darauf plötzlich unwichtig zu sein, was aber keine Rolle spielt und nur zeigt, dass manchmal die Situationen im Kopf viel zu gross scheinen. Das Wichtigste an dieser Methode finde ich, ist das Wiederlesen der Gedanken, um alles trotzdem noch psychisch zu verarbeiten und neu zu gewichten, da man die Gedanken auf dem Papier ja eigentlich nur „pausiert“ oder „zur Seite gelegt hat“.

Bei grösseren Ereignissen hat es viel gebracht, alles aufzuschreiben. Beim Unfall zum Beispiel habe ich alles, was mir eine Woche später dazu noch eingefallen ist aufgeschrieben. Es waren etwa 1.5 A4 Seiten für eine Zeitspanne von ungefähr drei Sekunden. Alles aufzuschreiben hilft, da man wieder die Gedanken festhalten und eine Denkpause einlegen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass man eine Sichtweise „verliert“ oder vergisst.

Der andere Teil der DIY Mental Stabilität wirkt auch Wunder: „Bullet Journaling“ und dazu Pavarotti hören.  Allerdings muss jede Person ihre eigene Methode finden. Bei manchen ist es auch Klavier spielen, Meditieren oder was auch mittlerweile trendy wurde: ausmalen, wobei man den Gedanken freien Lauf lassen kann. Das Bullet Journal ist ein Notizheft, das man beliebig gestaltet. Die Oper im Hintergrund erleichtert es, über alles nachzudenken. Mit alles meine ich wirklich alles. Auch wenn man sich dann fragt, wieso es Giraffen gibt, aber Einhörner nicht, obwohl letzteres viel plausibler ist als ein Tier mir einem Hals, der länger ist als ich gross bin. (Falls ihr euch gerade fragt, wie lange der Hals einer Giraffe ist, es sind 1.8m und er wiegt ca. 272kg).

Meine DIY Therapie Methode ist sehr locker und muss nicht ständig ausgeführt werden. Es ist lediglich ein grosse Hilfe, wenn man als Teenager gerade sehr viel um den Kopf hat und sich über alles Gedanken machen muss. Ich empfehle es allen weiter, die sich manchmal ein bisschen überfordert oder überrempelt mit unserer schnellen Gesellschaft fühlen.

Ein Gedanke zu „DIY Mentale Stabilität

  • Juni 14, 2019 um 07:26
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    Danke dir für deine Gedanken.

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