Projekttage: Fahrradpilgerwege auf den Spuren des heiligen Meinrad

Von Florentin Bucher

Erst in der Woche zuvor wurde der MeinRadweg von Rottenburg nach Einsiedeln durch drei Einsiedler Mönche eröffnet und erprobt. Pater Cyrill bekundet seine Leidenschaft fürs Velofahren auch mit seinem T-Shirt «born 2 bike» und begibt sich erneut in Begleitung seiner Schwester Annemarie und Florentin Bucher mit einem knappen Dutzend Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen vom 13. bis zum 17. Mai 2019 auf Spurensuche des heiligen Meinrads.

Getrieben von der Jagd nach Aufklebern und Stempeln mit Kirchen-Motiven boten sich geistig-kulturelle Highlights und immer wieder Gastfreundlichkeit – ganz im Sinne von Meinrad.

In klösterlicher Manier machen sich die Teilnehmenden in aller Früh in zwei Staffeln mit dem Velo im Zug auf nach Rottenburg, wo der heilige Meinrad aufgewachsen ist. Im gleichnamigen Gymnasium stellen sich die beiden Schulen gegenseitig vor. Weiter nehmen wir mit: Den Spruch des Tages: “Ein Gänseblümchen aus Liebe geschenkt, blüht schöner als jede Rose”, die Danken- und Bitten-Schreibtafel der Schule, ein feines Mittagessen. Wir waren schon bereit, die erste Station anzufahren, wäre da nicht zwischenzeitlich ein Veloschlüssel verlorengegangen. Von Ungeduld und Vorfreude getrieben, machen wir so auch noch mit dem Inventar des Werkraumes der Schule Bekanntschaft.

Pilger und Sammler

Angekommen in der Sülchenkirche sichten wir zum ersten Mal das Schild mit dem Logo des fahrenden Meinrads. Im Dom St. Martin erhalten wir den Pilgerpass und die ersten beiden Kleber – Panini-Stimmung kommt auf!

Nach einer zweistündigen Fahrt erreichen wir das Bildungshaus St. Luzen in Hechingen; Zeit für Erholung nach einer kurzen Nacht und einer langen Anreise, denn am nächsten Tag steht bereits die strengste Etappe der Tour bevor.

Am nächsten Tag erblicken wir in der ersten halben Stunde immer wieder die thronende Burg Hohenzollern mit ihren markanten Kegeldächern. Frühzeitig werden wir von Pater Cyrill eingestimmt, dass der Aufstieg zum Lochenpass in der Schwäbischen Alp kein Schleck sei. Das Gefahrensignal 20%-Steigung verleiht dann wirklich Eindruck und doch überwinden alle erstaunlich gut diese Passage. Die anschliessende Abfahrt und der parallel zum Fluss mäandrierende Veloweg sind schliesslich die dankbare Belohnung. Nach Bärenthal gilt es nochmals ein grösseres Hindernis zu überwinden, hier lockt der Blick vom Knopfmacherfelsen ins Donautal oder ist es doch der Eistee im Restaurant? Nach einer kurzen Abfahrt sichten wir vor dem Kloster Beuron die Statue des heiligen Benedikts und der Gepäckeservice durch Daniel Sidler ist auch schon eingetroffen. Unsere Räder parken in einem der Innenhöfe und zu zweit teilen sich die müden RadlerInnen eine Zelle. In der Kapelle des Gästetraktes folgt das Ritual wie jeden Abend mit dem Meinradtreff: Komplet mit Danksagungen aller Beteiligten, Fürbitten und ein bis zwei Schülerbeiträge zu den bevorstehenden Sehenswürdigkeiten.

Die Sonne, unsere Begleiterin

Die Sonne ist unser treuer Begleiter am dritten Tage, die kühle Bise ebenfalls – der Weg entlang der noch kleinen Donau durchs Naturschutzgebiet lässt in Idylle eintauchen. Nach einem Halt in Neuhausen ob Eck mit Kaloriennachschub durch Backwaren und Kebab, touchieren sich Frederic und Raphi und kommen zu Fall, doch bleiben dabei glücklicherweise fast unverletzt. Der Wechsler ist stark verbogen, sodass die nächste Station Liptingen nur noch rollend erreicht werden kann. Für den Skisportler Raphi bedeutete der Abstecher zur nächsten Velo-Werkstatt zusätzliche Trainingskilometer. Im Etappenziel Reichenau erfreuen wir uns alle der selbstgemachten Spaghetti. Der Meinradtreff wird diesmal in der Küche abgehalten. Müdigkeit manifestiert sich in Lachkrämpfen. Nach einem feinen Vanille-Bananen-Dessert werden zur Nachtruhe die verschiedenen Räumlichkeiten des Münsterpfarramtes genutzt, z.B. bietet sich ein Schlafplatz zwischen Klavierflügel und Orgel im Büro des Kirchenmusikers.

UNESCO-Weltkulturerbe Insel Reichenau

Mit Mönchsgesang zur Morgenhore, begleitet von Pater Stephan an der Kantele, begrüssen wir den 4. Velotag. Die kleine Glaubensgemeinschaft, bestehend aus drei Brüdern und zwei Schwestern, laden uns anschliessend zum Frühstück in der Cella St. Benedikt ein, bevor wir uns auf den Weg zur ältesten Kirche auf der Insel, dem Münster in Mittelzell, machen.

Auf dem Weg über den 1838 aus dem Schutt von elf Kapellen erstellten «heiligen» Damm erreichen wir über das Seeufer Konstanz. In dieser Stadt wurde von 1414 – 1418 ein Konzil zur Lösung des drohenden Schismas abgehalten. 3 Päpste waren zu viel – am Schluss wurde mit Martin ein neuer Papst, und zum ersten Mal auf deutschem Boden, einstimmig gewählt.

Papstgeschichte, Landesgrenze und Eisheilige lassen wir nun hinter uns und fahren auf Naturstrassen durch die Landschaft Mostindiens. Nach der Mittagsrast in Weinfelden kämpfen sich einzelne zum Kloster Fischingen. Schliesslich reicht es für alle zur Vesper mit wunderbar gesungenen Psalmen. Und auch kulinarisch werden wir verwöhnt und daran erinnert, dass die Klosteranlage heute zusätzlich auch als Seminarhotel, Galerie und von eingemieteten Versicherungsunternehmen genutzt wird.

Von Fischen und Vögel

Mit dem Stempelbild zweier Fische geht es für alle noch einmal hoch zur Hulftegg, bevor uns im Fischenthal der Pfarrer der Kirche St. Gallus Citro, belegte Brötchen und die Geschichte einer auffällig schlicht gehaltenen Kirche serviert.

Auf dem Weg durch das Zürcher Oberland sichten wir wiederholt Greifvögel am Himmel, umso überraschender taucht einer vor unseren Velos auf und kollidiert. Humpelnd macht sich der verletzte Vogel auf in den Wald und wird von den Schülerinnen und Schüler solange bewacht, bis der Wildhüterdienst eintrifft.

Das Ziel des Fahrradpilgerweges in Griffweite

In Oberbollingen unten am Zürichsee besuchen wir die Kapelle St. Meinrad mit Blick auf die St. Galler Voralpen. Im Anschluss wird ein schmackhaftes Grillessen vom Hof aufgetischt und so nochmals Kräfte für die nun ohnehin rassig fahrende Velotruppe getankt. An diesen Ort werden wir mit einem Kuhstempel in unserem Pass erinnert 😉

Nach fünf Tagen auf den Spuren des heiligen Meinrads empfangen die Eltern ihre Kinder bei einem Abschlussgebet in der katholischen Kirche Pfäffikon; «Nun dürfen wir zurückblicken: Wir danken dir für die Herausforderungen, an denen wir wachsen durften. Wir preisen dich für all das Schöne, das du in die Schöpfung gelegt hast. Wir loben dich für jene Menschen, die uns nach dem Beispiel des heiligen Meinrads gastfreundlich aufgenommen haben.”

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