Mann und Frau

von Vanessa Schönbächler (6a)

Mann und Frau. Wenn man an diese beiden Wörter denkt, entstehen direkt Vorstellungen darüber, wie eine Frau typischerweise aussieht und wie ein Mann. Doch werden diese Bilder über das Aussehen der Geschlechter nicht auch beeinflusst? Sei es durch die Gesellschaft oder auch die Medien? Klar ist, dass Männer und Frauen biologisch gesehen, unterschiedliche Merkmale aufweisen. Doch inwiefern werden diese auch durch das soziale Umfeld und die Medien geprägt?

Biologisch unterscheiden sich Mann und Frau. Wie auch oft in der Tierwelt anzufinden, haben die menschlichen Geschlechtsvertreter körperliche Unterschiede. Meistens sind die Frauen kleiner, schwächer und darauf ausgelegt, Kinder zu gebären und sich um diese zu kümmern. Männer dagegen sind die Starken. Sie sollten kämpfen können, jagen, beschützen und viele Nachkommen zeugen. So war es jedenfalls früher.

Jagen in der Konsumgesellschaft?

Heutzutage müssen die Männer nicht mehr härter arbeiten können. Zumindest nicht in der Konsumgesellschaft. Wozu jagen und kräftige Tiere erlegen, wenn man in ein Lebensmittelgeschäft gehen kann und sich dort sein Essen kaufen kann? Wieso sollten Frauen zu Hause bleiben müssen und sich um die Kinder sorgen? Vielleicht wollen sie lieber eine erfolgreiche, kinderlose Businessfrau werden. Doch so einfach scheint dies nicht zu sein, wie es sich anhört.

Überall hört man es. In den Medien, in Kinderserien, von den Eltern. Typische Aussagen wie: «Knaben dürfen nicht weinen.» oder «Pink ist eine Farbe für Mädchen!» Doch wer bestimmt das? Wer bestimmt, dass Farben Geschlechter haben? Dass bestimmte Emotionen männlich oder weiblich sind, Frauen nicht erfolgreich eine Firma leiten können, oder dass nicht auch Männer zuhause bleiben können und sich um die Kinder kümmern?

Pink und Blau

Über die körperlichen Merkmale hinausgesehen, ist es ein soziales Konstrukt, Unterschiede zwischen Mann und Frau zu bestimmen. Diese haben wir aber so verinnerlicht, dass man wohl automatisch Blau den Knaben zuschreibt und Pink den Mädchen. Die Sache mit den Farben ist jedoch ursprünglich ein Trend der moderneren Zeit, damit die Grosskonzerne gezielter und besser ihre Produkte an verschiedene Zielgruppen vermarkten konnten. Früher, vor vielen Jahrzehnten, trugen auch die männlichen Personen Pink, ohne sich in ihrer Männlichkeit angegriffen fühlen zu müssen.

Auch die weitverbreitete Ansicht, dass Männer unter keinen Umständen weinen oder sonstige Gefühle zeigen sollten, ist fast schon ein gefährliches Konstrukt der Gesellschaft. Nicht umsonst ist die Selbstmordrate bei Männern viel höher als bei Frauen, denn anders als den weiblichen Individuen, wird den Männern schon von Kindesalter an eingetrichtert, dass Emotionen zu zeigen eine Schwäche ist, die es zu vermeiden gilt. Aus diesem Grund suchen sie sich keine Hilfe und reden nicht über ihre Emotionen, sondern fressen es stattdessen in sich hinein, bis es zu spät ist.

Typisch Frau, Typisch Mann?

Diese Tatsache verdeutlicht sehr, dass die Einstufung zwischen Mann und Frau auch schädlich für die Psyche sein kann. Zusätzlich dazu, hört man auch immer mehr von Menschen, die sich mit keinem Geschlecht identifizieren, nur teilweise mit einem oder auch «genderfluid» sind. Dies sind Personen, die sich mal als Frau, mal als Mann sehen. Für solche Menschen besteht unter anderem das Problem, dass viele Dinge entweder männlich oder weiblich eingestuft werden. Röcke, Kleider und lange Haare zum Beispiel, sind typisch Frau, Anzüge und kurze Haare typisch Mann. Somit wird ihnen je nach Kleidungsstück oder Frisur automatisch ein Geschlecht zugeordnet.

Es kann zwar nicht geleugnet werden, dass meistens biologische Aspekte existieren, anhand denen diese Personen theoretisch einem Geschlecht zugeteilt werden könnten, jedoch ist dies eine persönliche Angelegenheit und jedem Menschen selbst überlassen, schliesslich schadet es auch niemandem. Wie heisst es so schön? Leben und leben lassen.

Auch Simone de Beauvoir greift das Thema in «das andere Geschlecht» auf. Sie spricht davon, dass man nicht als Frau zur Welt kommt, sondern man wird zu einer. Dabei legt keine biologische, psychische oder ökonomische Bestimmung die Gestalt einer Frau fest. Es stimmt sehr wohl, dass man zu einer Frau wird. Nur als eine geboren worden zu sein, muss nicht zwingend heissen, eine zu sein. Viele fühlen sich zum Beispiel als Mann viel wohler und können sich besser damit identifizieren. Psychisch ist man vielleicht ein Mann oder geschlechtslos. Man kann es sich nicht auswählen, wie man geboren wurde, aber man kann sich sehr wohl entscheiden, wie man sein Leben leben möchte.

In vielen Formen

Auch können Frauen in vielen Formen erscheinen. Eine sieht sich vielleicht als erfolgreiche Geschäftsfrau, eine andere möchte Menschen helfen und wieder eine andere möchte einfach ihren eigenen Wünschen und Sehnsüchten nachgehen. Jeder hat selbst die Wahl, welche Frau man werden möchte.

Dennoch ist es oft einfacher gesagt, als getan. Gesellschaftlich ist das Thema der Geschlechterrollen sehr häufig mit Kriterien, Vorurteilen oder Klichées verbunden. Von Dingen wie, dass man entweder eine Frau oder ein Mann sein muss und etwas anderes gar nicht möglich ist, bis hin zu, dass Blau eindeutig eine Farbe für Jungen ist.

Das Konstrukt der Geschlechterdifferenz

Abschliessend kann gesagt werden, dass das Konstrukt der Geschlechterdifferenz biologischen Ursprüngen entstammt, wie zum Beispiel, dass die Frau die Kinder gebiert und sich um sie kümmert, es aber weitgehend auch eine gesellschaftliche Struktur ist. Durch diese wird erwartet, dass alle Frauen Kinder kriegen müssen oder Geschlechtern Farben zugewisen werden. All diese Konstrukte sind durch all die Jahre und durch das Aufpuschen der Medien oder Filme so hartnäckig geworden, dass es wohl viele Jahre und Veränderungen dauern wird, bis diese vollständig zerbröckeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

%d Bloggern gefällt das: