Irres Abenteuer in Irland – Erfahrungen aus dem Zwischenjahr

 

Alina Jud (Alumni)

Matura was nun?

Vor ziemlich genau einem Jahr stand ich in der Maturaphase, meisterte die schriftlichen Prüfungen und fokussierte mich danach auf die Mündlichen. Nebenbei machte ich mir Gedanken, wie es nach einem erfolgreichen Schulabschluss weitergehen sollte. Die Matura war für mich immer das Ziel gewesen, doch was danach kommen sollte, stand noch in den Sternen. Das Ausland hatte für mich schon immer einen gewissen Reiz und da ich mir mit der Studienwahl noch ein bisschen Zeit lassen wollte, entschied ich mich für ein Zwischenjahr. Dabei wollte ich Berufserfahrung sammeln und natürlich meinen Traum vom Ausland verwirklichen.

Noch während meiner Zeit an der Stiftsschule Einsiedeln hatte ich von einem Demi-Pair Programm, bei dem man sowohl in einer Sprachschule Englisch lernen und Au-Pair sein verbinden kann. Für mich war schnell klar, dass dies das Richtige für mich sei und ich informierte mich weiter darüber. Ich habe mich persönlich bei Boalingua beraten lassen und war mit dieser Organisation sehr zufrieden.

Ab ins Ausland

Bei einem persönlichen Beratungsgespräch bestätigten sich meine Vorstellungen vom Demi-Pair Programm und es ging an die Auswahl der Destination. Ein solches Demi-Pair Programm ist nicht überall möglich, und da ich innerhalb von Europa bleiben wollte, stand am Schluss noch Manchester in England und Bray in Irland zur Auswahl. Diese Wahl fiel mir ziemlich leicht. Ich habe beide Städte noch nicht besucht, aber mich überzeugten die grüne Landschaft, mystische Ruinen, die Musikkultur und die Gastfreundlichkeit der Iren, von welcher ich bereits gehört hatte. Der Würfel war also gefallen und ich bereitet mich auf meinen halbjährigen Aufenthalt vor. Nachdem der ganze Papierkram erledigt war, wurde mir eine Familie zugewiesen, mit welcher ich auch ein kurzes Skype-Gespräch hatte. Dennoch war ich ziemlich nervös, als ich mich Mitte Januar am Flughafen Zürich von Familie und Freunden verabschiedete. Ich wusste nicht, was mir die Zukunft bringen, wie die Gastfamilie sein und ob ich mit der fremden Sprache und Kultur zurrechtkommen würde. All diese Zweifel waren aber unberechtigt, denn ich bin sehr zufriedenen mit meinem Leben hier, meine Gastfamilie könnte nicht besser sein, ich hatte keine Probleme mit dem Englisch und die irische Kultur gefällt mir. Heute kann ich von ganzem Herzen sagen: Nach Irland zu gehen war eine der besten Entscheidungen, die ich je gemacht habe.

Ich bin nun nämlich bereits seit mehr als drei Monaten auf der grünen Insel und es gefällt mir immer noch sehr gut. Die Kombination aus Arbeit in der Gastfamilie und dem Englischkurs in der Schule ist super. So habe ich die Möglichkeit mich in der irischen Kultur heimisch zu fühlen und in der Gastfamilie fand ich ein weiteres Zuhause, andererseits bietet mir die Sprachschule in Bray die Möglichkeit mich optimal auf das CAE vorzubereiten, welches ich im kommenden Sommer vor meiner Rückreise absolvieren werde.

Der Alltag als Demi-Pair

Laut dem Programm muss man als Demi-Pair 20h in der Woche arbeiten, was ca. 4h pro Tag sind. Zudem kann die Familie Babysitting beantragen, z.B am Wochenende. Da meine beiden Gastmädchen bereits neun und dreizehn Jahre alt sind, ist das für mich eher weniger der Fall.

An einem normalen Schultag helfe ich morgens ca. eine Stunde in der Familie und mache die Kinder ready für die Schule, darauf mache mich selbst auf den Schulweg und besuche im ca. halbstündlich entfernten Bray für vier Stunden den Advanced-Vorbereitungskurs. Nach der Schule stehen Aufgaben, wie die Kinder von der Schule abholen, Aufgaben im Haushalt (putzen, bügeln) und Kochen, in meinem Fall eher Mithelfen beim Kochen (z.B Kartoffeln schälen – Kartoffeln sind übrigens das absolute Lieblingsgericht der Iren) an. Am Wochenende habe ich jeweils mindestens einen Tag ganz frei. An jenen Tagen versuche ich möglichst viel von dem wunderschönen Land zu sehen und Ausflüge mit Freunden aus der Schule zu machen. An Sehenswürdigkeiten mangelt es in Irland nämlich nicht und man kann sowohl in Dublin jede Menge besichtigen, als auch tolle Orte weiter entfernt mit einem Tagesausflug besuchen. Von der Schule bekommt man zudem die Möglichkeit Exkursionen zu buchen und an einem Infobrett finden sich Inspirationstipps für Ausflüge. Da man als Demi-Pair unter der Woche kaum Zeit hat etwas zu besichtigen sollte man die Zeit am Wochenende nutzen, denn sie vergeht schneller als man denkt.

Von Sightseeing und beeindruckenden Landschaften

In den letzten drei Monaten habe ich so viele Eindrücke gesammelt wie noch nie und sehr viele Naturphänomene bestaunt, Kirchen und Ruinen besichtigt, etliche Museen besucht und mich von der irischen Musik und Kultur mitreissen lassen.

Die besten und eindrücklichsten Touren zu nennen sind sichtlich schwierig, aber eines war einen Kurztrip nach Northern Ireland zum Giant‘s Causeway, einem Weltkulturerbe aus speziell geformten Basaltsteinen. Ein weiteres atemberaubendes Erlebnis hatte ich bei den Cliffs of Moher, Fotomotiv auf jedem Iralndprospekt, aber absolut sehenswert. Zudem gibt es viele schöne Städtchen im Inland und am Meer. Zum Beispiel gibt es da das spätestens aus Ed Sheerans Song bekannt gewordene Galway oder Dun Laoghaire und die Hafenstadt Howth, welche sehr schön sind. In Malahide und Kilkenny kann man sehr gut erhaltene Schlösser besichtigen, wohingegen man auf den Aran Islands und bei Cashel mit dem Rock of Cashel eindrückliche und mystische Ruinen aus keltischer Zeit findet. Aber auch Irlands Hauptstadt Dublin hat viel zu bieten, so zum einen die National Gallery, die St.Patrick’s Cathedral oder das Trinity College und nicht zu vergessen das Guiness Storehouse. Dennoch gibt es noch so viele Dinge, die ich in der nächsten Zeit sehen möchte und natürlich ist das Erlebnis im irischen Pub mit Live Musik 7-days a week auch beim zweiten oder dritten Mal nicht zu missen.

St. Patrick’s Day

Ein weiteres Highlight meines bisherigen Aufenthalts war der St. Patrick‘s Day am 17. März. Der Gedenktag für den irischen Bischof Patrick ist der Tag in Irland. Es gibt ein ganzes Festival, das für jeden zugänglich ist an diesen Tag. Eines der grossen Dinge ist die berühmte Parade in Dublin. Diese live mitzuerleben und die Stimmung unter den Menschen zu geniessen, war einfach genial. Wer mehr über den St. Patrick’s Day erfahren möchte oder mit einem Video einen Einblick erhalten möchte, findet in meinem persönlichen Irlandblog einen Beitrag dazu.

Die Sprachschule und Klassenkameraden

Da die Schule eher klein ist, findet man schnell Freunde. Der Schweizer Anteil unter den Schülerinnen und Schülern ist aber, vor allem in den höheren Niveaus, recht hoch. Dies liegt vermutlich aber auch an selbem Bildungshintergrund und daran, dass in der Schweiz viele einen Auslandsaufenthalt machen. Ansonsten gibt es viele andere Europäer aus Frankreich, Italien oder Spanien. Dennoch kann man sich auch problemlos mit Schülerinnen und Schülern aus anderen Kontinenten anfreunden. Ein Sprachaufenthalt ist immer eine Möglichkeit, sich im interkulturellen Kontakt zu üben und neue Kulturen kennenzulernen. Ich finde das immer wieder spannend, z.B haben wir im Unterricht einmal die typischen Bräuche und Sitten unserer Heimatländer ausgetauscht und dabei so einiges dazugelernt. Wusstest du zum Beispiel, dass es in Mexico ein Handzeichen für „Tacos bitte“ gibt und dass es Unglück bringt, Taschen auf den Boden zu stellen, dass man in Spanien zum Jahreswechsel in den letzten 12 Sekunden pro Sekunde eine Traube isst oder dass auch die Franzosen eine ähnliche Süssspeise wie unseren Dreikönigskuchen kennen. Es gibt doch immer wieder etwas zu erfahren, was man noch nicht wusste.

Ich denke, ich habe in den letzten Wochen einen Eindruck von Irland erhalten und mir meine eigene Meinung über die Iren und ihre Kultur gebildet. Irland beeindruckt mit einer tollen Landschaft, vielen Pubs, beeindruckenden Bauwerken und einer sehr liebenswerten Bevölkerung. Während meinen Ausflügen konnte ich einige der schönsten Plätze Irlands erkunden, die Live Music in Pubs geniessen und viele nette Menschen kennenlernen, seien es Einheimische oder andere Schülerinnen und Schüler aus aller Welt.

Die Sprache in Irland

Bevor ich nun zum Ende komme, möchte ich noch zwei Klischees ansprechen, mit welchen ich vor meinem Aufenthalt des Öfteren konfrontiert wurde. Zum einen wurde mir oft gesagt: „Was du gehst nach Irland, dann bekommst du aber einen irischen Akzent“. Ich hatte daher bedenken, dass ich die Iren nicht verstehen werde, aber das war überhaupt kein Problem. Um ehrlich zu sein habe ich nicht mal bemerkt, dass sie einen Akzent haben. Es gibt natürlich Ausdrücke und Wörter, die in Irland besonders sind oder regional häufiger verwendet werden. Ein Problem, sie zu verstehen, hatte ich aber nie. Ob ich in den nächsten Monaten die irische Aussprache annehmen werde, kann ich nicht beurteilen, aber ich fände das auch weiter nicht schlimm. Die zweite Amtssprache hier ist „Irish“ zu deutsch „Gälisch“. Kinder lernen diese Sprache häufig in der Schule, als Muttersprache gesprochen wird sie aber nur noch selten.

In Irland regnet es immer

Das zweite Klischee, das sich um Irland rankt, ist das Wetter. Es regnet immer, das ist zwar nicht direkt so aber das Klischee ist doch sehr zutreffend. Es ist häufig bedeckt und es gibt hunderte verschiedene Arten von Regen, zudem ist es häufig windig, aber es gibt ein tolles Zitat von Marianne Williamson, was ich mit euch zum Schluss teilen möchte: „We may have bad weather in Ireland, but the sun shines in the hearts of the people and that keeps us warm.“

Wenn du dir also überlegst, nach Irland zu kommen, du Kartoffeln magst, eine atemberaubende Landschaft suchst und du zudem ein bisschen was von der Kultur in Irland erleben möchtest, ist es genau das Richtige für dich, hier als Demi-Pair eine tolle Zeit zu verbringen.

Und zum Schluss noch ein Rat für all diejenigen, die kurz vor der Matura stehen. Getraut euch und zögert nicht eure Träume zu verwirklichen. Was wolltest du schon lange machen, was interessiert dich, was möchtest du erreichen?  Spring über deinen Schatten denn JETZT ist genau die richtige Zeit das zu tun, was du schon immer wolltest.

 

ÜBER MICH:

Mein Name ist Alina Jud, ich bin 19 Jahre alt und habe 2017 mit der Matura meine Zeit an der Stiftsschule Einsiedeln erfolgreich abgeschlossen. Für knapp ein halbes Jahr habe ich mein gewohntes Schweizer Umfeld verlassen um in Irland zu leben, als Demi-Pair zu arbeiten und mein Englisch in einer Sprachschule zu verbessern. Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag einen Einblick in meinen Alltag in Irland geben und ein Stück auf mein irres Abenteuer mitnehmen. Wer Interesse an weiteren Informationen über meinen Auslandaufenthalt hat oder an eigenen Anekdoten aus meiner Zeit hier interessiert ist, kann gerne auf meinem persönlichen Blog vorbeischauen.

 

 

 

 

 

 

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