Heizen heute – Besichtigung der Altholz- und Hackschnitzelverbrennungsanlage der Energie Einsiedeln AG

von Maria Egartner

Wir treffen uns auf dem Areal des Holzhofs des Klosters Einsiedeln. Wir, das sind Facility Manager Marco Dettling und vier interessierte Lehrpersonen, die an diesem Tag das Modul „Heizen heute“ im Rahmen des Nachhaltigkeitshalbtags der Stiftsschule gewählt haben.

Das geschnittene Holz ist in ordentlichen Lagen gestapelt, daneben erhebt sich ein modernes Gebäude mit geometrischer Holzverkleidung, das uns Marco Dettling, der auch der frühere Betriebsleiter der Anlage ist, als „Altholzverbrennungsanlage“ vorstellt. Hinter einem älteren Gebäudeteil, in dem das Sägewerk und die Hackschnitzelanlage untergebracht sind, erhebt sich auf den Hängen des Mittelgebirges der Klosterwald, ein weitläufiger Mischwald mit grossen Buchenbeständen, den das Kloster Einsiedeln, mit 960 ha einer der grössten Waldbesitzer der Schweiz, sein eigen nennt.

Altholz als Brennmaterial

Heute interessiert uns vor allem die Heizzentrale. Sie wurde 2017 errichtet und ist Teil des Fernwärmenetzes des Energieverbundes Einsiedeln. Mit momentan 2000 Kilowatt können bis zu 200 Haushalte mit Energie/Warmwasser versorgt werden, derzeit sind bei einer Rechnung mit 8-10kW pro Haushalt noch gar nicht alle Kapazitäten ausgeschöpft. Der Kessel liefert 3300 kw maximal.

Eine erste Überraschung ist bereits das Heizmaterial selbst: Es ist Altholz, also zerkleinertes Holz aus Altmöbeln, zum Teil beschichtet oder noch durch Metalle und andere Materialien verunreinigt. Es zeichnet sich durch eine besondere Trockenheit aus, hat einen Heizwert von 50% und kann über das Recyclingcenter Steinauer, das das Material in der gesamten Region sammelt, günstig bezogen werden.

Gesammeltes Altholz

Es sind, wie immer wenn man sich mit Abfall und Recycling beschäftigt, die Überreste unseres konsumfreudigen Lebensstils, die am Ende der Wertschöpfungskette sichtbar werden und übrig bleiben, nun aber in Form einer Heizanlage zumindest noch energetisch genutzt werden können. Dass dazu ein aufwändiges Filtersystem nötig ist, vermutet man gleich. Im Inneren des Gebäudes kann man sich davon selbst ein Bild machen: Eine Hightechanlage aus Förderbändern, Elektro- und  Staubfiltern sowie Kontrollanlagen, die 24/7 laufen, erwartet die interessierten Besucher im Inneren des Gebäudes. Ein mehrere Meter hoher Verbrennungsofen ist das Zentrum der Anlage; durch ein gläsernes Guckloch kann man den Verbrennungsvorgang auch live mitverfolgen. Bei bis zu 1000 Grad, die dabei entstehen, ist die Raumtemperatur durch die Isolierung überraschend mild. Die Giftstoffe, die aus dem Altholz gefiltert werden, werden in einer eigenen Mulde gesammelt, wobei etwa alle 1 ½ Monate eine Mulde zur weiteren Entsorgung anfällt.

Über eine metallene Treppe erklimmt man das obere Geschoss der Anlage und verschafft sich einen Überblick von oben. Ein kleines Büro mit Computerbildschirmen und weiteren technischen Anlagen dient als Schaltzentrale der Anlage. Über einen Dienstplan ist dort auch ersichtlich, wer jeweils für die Anlage zuständig ist.

Eine politische Entscheidung

Für diese Anlage hat man auch einen Millionenbetrag in die Hand genommen, „ein politischer Entscheid“, so Marco Dettling. Das Ziel ist es, im Bezirk möglichst auf erneuerbare Energie zu setzen, auch mittel- und langfristig zu denken und dem Label „Energiestadt Einsiedeln“ gerecht zu werden. In 25-30 Jahren wird sich die Anlage auch finanziell amortisieren. Falls Altholz durch die in letzter Zeit auch an anderen Standorten wie etwa Galgenen einmal Mangelware sein, kann man die Anlage auch auf Hackschnitzel, also Sägereste der Holzverarbeitung, umstellen. Pro Baum fallen in der Verarbeitung dabei 1/3 Reste an, die eben als Hackschnitzel weiter genutzt werden können.

Energie für 2000 Räume

Der frühere Betriebsleiter und heutige Leiter des Facility Managements, der auch den Aufbau der Anlage verantwortet hat, hat sich auch mit der Geschichte des (klösterlichen) Heizens beschäftigt, immerhin gibt es Aufzeichnungen, die über die Jahrtausendwende zurück reichen. Im Zeitraum 1720-1850 hat das Kloster für das Heizen und den Betrieb von Mühle und Werkstätten jährlich 1000 Klafter, also rund 3000 Holz Ster verbraucht, eine beträchtliche Menge für ein aber auch beträchtlich grosses Haus mit 2000 Zimmern. 1920 wurde die Schwerölheizung eingebaut, ab 1990, als die alte Anlage ihre Funktionsfähigkeit langsam einbüsste, schlug man schliesslich den nachhaltigeren Weg ein und setzte vermehrt auf Holz als Energieträger. Heute ist nur noch ein Reservebehälter mit Öl in die Anlage integriert, die allerdings nur für den Notfall gedacht ist. Besonders grosse Energieeinsparungen brachte vor allem die Erneuerung der Fenster, die für mehr Wärmedämmung im Gebäude sorgen.

Modernste Technik im Inneren

Waldhackschnitzel

In einem eigenen Gebäudeteil ist die Hackschnitzelanlage zu besichtigen. Hier ist im Silo tatsächlich reines Naturmaterial, „Waldhackschnitzel“ unterschiedlicher Grösse zu sehen. Auch hier wird das Material dem Verbrennungsvorgang zugeführt und die Wärme in eigenen Leitungen Richtung Kloster und Energieverbund transferiert. Die Schaltanlage schaut übersichtlich und kompakt aus, fast wie bei einer Anlage in einem privaten Haushalt. Zwei Lehrpersonen hatten sich auch genau deshalb für die Führung angemeldet. Sie überlegen auch für das eigene Haus bzw. das Haus der Eltern eine private Hackschnitzelanlage anzuschaffen.

Waldhackschnitzel

Energiestadt Einsiedeln

Wie schaut also der energetische Weg in die Zukunft aus? Wie auch bei anderen Wertstoffen gilt es zunächst Energie einzusparen, etwa durch Wärmedämmung und jene Energie, die dennoch nötig ist, möglich durch erneuerbare Energiequellen zu generieren. Im Fall von Altholz ist dabei eine besondere technische Expertise nötig, wie uns diese Führung sehr deutlich vor Augen führte.

Das Kloster und auch der Bezirk wollen aber weiterhin diese Linie verfolgen. Immerhin darf sich Einsiedeln seit 2014 „Energiestadt Einsiedeln“ nennen. «Dieses ist eine Auszeichnung für Städte und Gemeinden, die eine nachhaltige Energiepolitik vorleben und umsetzen. Energiestädte fördern erneuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen», heisst es dazu auf der Homepage der Gemeinde. Das Kloster hat die Idee des Energieverbundes dabei von Anfang an mitgetragen.

Energiestadt | Bezirk Einsiedeln

EBM baut neue Heizzentrale in Einsiedeln – energate messenger Schweiz (energate-messenger.ch)

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