Die Oboistin Yoko Brügger Jinnai im Porträt

von Alisa Brügger, 2b

«Eine gefragte Solo-Oboistin und Kammermusikerin in der Region» – so oder ähnlich steht es oft in Zeitungsartikeln oder in den Konzert-Programmheften über Yoko Jinnai. Der Einsiedler Anzeiger schrieb 2012 nach den zwei Oboenkonzerte mit dem Orchesterverein Einsiedeln: «Höhepunkt waren die zwei Oboenkonzerte mit der grossartigen Solistin Yoko Jinnai. Jinnai glänzte im unglaublicher Leichtigkeit und wunderbarere Tongebung. Die langen Melodiebögen im zweiten Satz wurden sehr gefühlvoll und mit ganzer Leidenschaft interpretiert. Danach wartet ein weiteres Hörvergnügung auf die Zuhörer. Auffallend war auch hier die Virtuosität, mit der die Solistin musizierte. Äusserst spielerisch und brillant erklangen die anspruchsvollen technischen Passagen; einfühlsam und ausdrucksstarke war die Gestaltung des zweiten Satzes…». 

Yoko Jinnai ist ausgebildete Konzert-Oboistin und Musiklehrerin für die Fächer Oboe und Klavier. Sie stammt aus einer nicht-musikalischen Familie und wuchs in Japan auf. Ihre Eltern waren am Anfang wenig erfreut, dass ihre Tochter Musik studieren wollte, aber Yoko konnte sich durchgesetzen. Nach einem 2-jährigen Musikstudium an der ältesten und renommiertesten Pädagogik-Universität in Tokyo, entschloss sie sich, in Europa weiter zu studieren und kam 1995 in die Schweiz. Bereits während des Studiums hatte sie Aufträge von verschiedenen Orchestern und Ensembles erhalten und somit blieb sie in der Schweiz, um ihre Karierre fortzusetzen. Sie hat auch an verschiedenen Internationalen Wettbewerben teilgenommen und so Erfahrungen gesammelt. 

Während der Corona-Pandemie hatte sie so wie alle Musiker weniger Auftritte erlebt, aber im 2022 bestritt sie wieder ca. 40 Auftritte. Seit sie weiss, dass regelmässige Auftritte keine Selbstverständlichgkeit sind, freut sie sich umso mehr, auf der Bühne zu stehen. „Das war für uns Musiker eine schwierige Zeit. Nicht wenige Kollege mussten sich beruflich umorientieren. Ich war sehr froh und dankbar, dass einige Kollege trotz allen Beschränkungen Aufführungen organisiert haben. Teilweise wussten wir sogar am Konzerttag noch nicht, ob wir überhaupt auftreten dürften. So habe ich auch angefangen selber Projekte zu organisieren.“ 

Seit 2022 leitet sie selber ein Live-Konzert-Projekt für Schulen. Das Projekt „Peter und der Wolf“ ist aus ihrer Weiterbildungsarbeit an der HSLU in den Jahren 2021-22 entstanden. 2022 hat sie das Projekt in einer Gemeinde lanciert und bekam sofort weitere Anfragen von Nachbargemeinden und verschiedenen Schulen, weil sie das Projekt nach dem Lehrerplan 21 erarbeitet hatte. Sie hat gemerkt, dass hier in der Region viele Familie keine Konzerte besuchen und Kinder entsprechend nie Live-Musik hören. „Viele Schüler sagen, dass sie zu Hause nicht einmal CD hören, weil sie keinen CD-Spieler haben. Es ist unglaublich.“ 

Zudem haben Musikschulen und Musikvereine Nachwuchsprobleme, insbesondere bei den Blasinstrumenten. Yoko Jinnai möchte Kindern und Jugendlichen, die Freunde des Musizierens weiter vermitteln. In Japan werden den Kindern von klein an das Musikinstrumentenspiel und das Notenlesen vermittelt und auch gemeinsame Auftritte werden gefördert. Mindestens ein Mal pro Jahr haben alle Kinder einen Klassen-Auftritte mit Instrumentenensemble und Chor. Dadurch lernen die Kinder nicht nur das Instrumentenspiel, sondern auch, wie ein Auftritt organisiert ist. Sie müssen zuerst das Stück selber aussuchen, die Noten beschaffen, lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält, sich orientiert; man lernt die eigenen Stärken und Schwächen und die der anderen kennen usw. Man hilft einander, aber jeder einzelne muss die eigene Stimme bis zum Auftritt beherrschen. Es ist eine wunderbare Erfahrung, mit der gesammten Klasse ein Ziel zu erreichen und man vergisst nicht, was man daraus gelernt hat. „Ich unterrichte zwar Musik, aber ich sehe mich als eine Pädagogin und möchte meine Schüler etwas geben, dass sie später in ihrem Leben nütze machen können “, fügte Yoko Jinnai an. 

Mit ihrer Familie wohnt sie seit 2007 in Ausserschwyz und seit 2010 unterrichtet sie auch an verschiedenen Musikschulen, um ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Können weiterzugeben. Zurzeit unterrichtet sie 7 Oboenschülern und 20 Klavierschülern. „Die schlimmste Arbeit ist für mich jedes Jahr vor den Sommerferien, einen Stundenplan für das nächstes Jahr zu machen. Es ist wie ein Puzzle, zuerst scheint es fast unmöglich zu lösen, aber irgendwie klappt es dann doch immer.“ 

Was ist der schlimmste Aspekt für einen Auftritt? Sie lacht herzlich: „ Das Rohrbasteln! Dieses kleine Mundstück macht uns Oboisten wahnsinnig. Wenn ich aber bereits auf der Bühne stehe, versuche ich das Beste daraus zu machen und hoffe, dass meine Kollegen und die Zuhörer nichts merken. Wenn man ein gutes Rohr hat, kann man einfacher in die Musikwelt hineintauchen. Leider passiert es selten, dass wir so ein perfektes Rohr haben.“ Yoko spricht von einem Doppelrohrblatt, das Oboisten zum Spielen brauchen. Wie viele Profis bastelt sie ihre Rohre selber. Es ist ein Mundstück, das aus Schilfholz bearbeitet wird und ca. 72mm gross ist. Das Mundstück – von den Oboisten „Rohr“ genannt – ist sehr empfindlich und wetterabhängig. Die Spitze ist nur 0.03mm und Oboisten müssen das Rohr vor dem Gebrauch in Wasser einweichen lassen, damit es biegsam und spielbar wird. Yoko vermittelt auch die Bearbeitung der Rohre ihren Schülern. In der Gegend ist sie auch die einzige, die ihre Rohre selber herstellt. 

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