München-Dachau
Exkursion aller sechsten Klassen
von Maria Arnold
3./4. Novemer 2022
Ausgangspunkt dieser Exkursion ist eine mehrjährige Tradition der Stiftsschule: Ergänzend zum Literatur- und Geschichtsunterricht wird eine Gedenkstätte eines Konzentrationslagers besucht. Dieses Schuljahr durften am 3. November die Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler der drei Abschlussklassen das Konzentrationslager Dachau besichtigen. Anschliessend wurde im Rahmen des Physik-Unterrichts am 4. November das Technische Museum im naheliegenden München erkundet.
Bis zur Grenze der Schweiz verlief die Anreise einwandfrei. Es war schon fast verdächtig, wie frei von jeglichen Zwischenfällen die Gruppe unterwegs war. Gemütlich sassen alle im Car, plauderten und hörten Musik. Das dachte wohl auch die deutsche Zollpolizei, die prompt vor den Car fuhr und dem Fahrer signalisierte, er solle sofort die nächste Ausfahrt nehmen, es werde jetzt eine Kontrolle geben. Trist und verlassen sah die Tankstelle aus, an die der Car gelotst wurde. Kühlen Blickes und nur im Flüsterton sprechend bestiegen zwei Polizeiangestellte den Car und schritten durch die Reihen. Ziemlich verwirrt und doch heimlich etwas amüsiert erwiderten die Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler der Situation mit ihrem bravesten Lächeln. Doch es schien überhaupt keinen Einfluss auf die Zollpolizei zu haben. Plötzlich wurden die Koffer aus dem Laderaum gepackt und ein dritter Polizist führte einen Drogenspürhund herbei. Man munkelt, dass die Verwirrtheit nun doch langsam in leichte Panik überging. Einzele Schüler wurden nun herausgepickt, aus dem Car geführt. Draussen in der Kälte widerfuhr ihnen dann die Ehre vom Drogenspürhund beschnuppert zu werden. Als der Hund schlussendlich keinen Alarm schlug, schien er dabei fast schon ein bisschen enttäuscht. Um eine allzu grosse Frustration vor seiner Arbeit zu verhindern, drückte ein Polizist einem Schüler ein Säckchen in die Hand, welches tatsächlich Drogen beinhaltete und der Hund schlug daraufhin freudig Alarm. Er schien sich nun wieder wohl und glücklich zu fühlen und so auch die gesamte Schülerschaft mit den Lehrern. Die deutsche Zollpolizei lässt somit grüssen und lobt die drogenfreien Stiftsschüler. Ohne Verluste erreichten die drei sechtsen Klassen mitsamt den Lehrpersonen Frau Egartner, Herrn Möckli, Herrn Lothenbach und Herrn de Vecchi die Gedenkstätte des Konzentrationslagers in Dachau.
Gedenkstätte KZ Dachau
Bereits im März 1933 entstand das KZ Dachau. Bis zur Befreiung im April 1945 wurden ca. 200‘000 Menschen dort inhaftiert. Rund 41‘000 davon überlebten die Gefangenschaft nicht. Die Häftlinge waren politische Verfolgte und stellten für die Nationalsozialisten eine Gefahr dar oder passten nicht in ihr Weltbild. Das Eingangstor zum Appellplatz, welches die Häftlinge bei ihrer Ankunft passierten, war mit der Schrift „Arbeit macht frei“ versetzt. Doch die Arbeitsbedingungen waren so grausam, dass dabei nicht an Freiheit gedacht werden konnte. Die Arbeit brachte die Menschen wohl näher an den Tod als in die Freiheit. Sie „lebten“ in Baracken, von denen ein Nachbau heute noch besichtigt werden kann. Eng und dunkel wirkten die Räumlichkeiten. Des Weiteren ist das ganze Gelände von einem Zaun umzogen und mit vielen Wachtürmen umzingelt. Es wird klar, dass jeder Fluchtversuch damals in den Tod führte. Der Zaun trennte das Lager von der Gaskammer und den Krematorien. Berichtet wird, dass die Gaskammer nicht zur Ermordung der Häftlinge genutzt wurde. Es scheint, als hätten die meisten Häftlinge den Tod schon vorher gefunden und den Weg vom Lager zum Bereich der Gaskammer und den Krematorien nie lebendig passiert. An diesem Ort endete schliesslich die Führung.
Nach dem Besuch des Konzentrationslagers herrschte eine ungewohnt schweigsame Stimmung. Tatsächlich dort zu sein, draussen in der Kälte zu stehen und von dieser Angst und Brutalität zu erfahren, die damals über allem regierte, ist nicht zu vergleichen mit dem Lernen aus der Ferne in der Schule. Was kann als Schüler*in mitgenommen werden?
Der Besuch des Konzentrationslagers Dachau hat weniger die Geschichte, die den Schüler*innen aus dem Unterricht bekannt ist, vermittelt, sondern vielmehr Geschichten. Es sind die Geschichten von Menschen, die einen Zugang ermöglichen, wenn man es zulässt. Sie können zu einem kritischen Geschichtsbewusstsein führen und verdeutlichen, wie Menschen entwürdigt wurden und werden.
Zum Franziskaner
Selbstständig durften die Klassen den Weg von der Jugendherberge in Dachau nach München auf sich nehmen. Dort angekommen, tummelten sich die Schüler in den Gassen der Stadt, auf dem Marienplatz und vor dem Longchamp-Laden. Ein Blitzgewitter von Fotografen, Fernsehteams, perfekt gestylten Models (Models?) und sonstige wichtigen Personen (wichtig?) zogen viele Stiftsschüler und Stiftsschülerinnen wie ein Magnet vor das Geschäft, welches gerade seine Neueröffnung zu feiern schien.
Schlussendlich fanden aber alle “Zum Franziskaner” wieder zusammen und nach diesem langen Tag war jeder hungrig und freute sich auf die traditionellen Speisen der bayrischen Küche: Schweinshaxen und Käsespätzle!
Technisches Museum
Am nächsten Morgen brachen alle nach kurzen Frühstück in der Jugendherberge gemeinsam auf und gelangten via S-Bahn wieder nach München. Der wolkenverhangene Himmel und der strömende Regen boten das ideale Wetter für ein paar gemütliche Stunden im Museum, welches nach kurzem Fussweg pünktlich erreicht wurde.
Von allen technischen Museen auf der ganzen Welt befindet sich das grösste in München. Auch hier konnten die Stiftsschüler und Stiftsschülerinnen an einer Führung teilnehmen und so einen Überblick über aktuell neun geöffnete Hallen gewinnen. Anschliessend durfte das Museum eigenständig erkundet werden. Einziger Auftrag dabei war, ein Experiment bzw. ein Modell zu finden, welches mit einem selbst gewählten Physik-Thema zusammenhängt. Im Verlaufe des Schuljahres wird über das jeweilige Experiment gruppenweise ein Dossier erstellt und ein Vortrag gehalten. Die übrige Zeit konnte für das Mittagessen und den Museumsshop genutzt werden. Am Ufer der Isar wurde noch zur Erinnerung ein Foto aller sechsten Klassen und der Begleitlehrpersonen geschossen. Immerhin war es eine Premiere und gleichzeitig auch eine Dernière, dass alle drei Abschlussklassen zusammen auf Exkursion gingen.
Heimreise
Der Car von Drusberg-Reisen mit unserem netten Fahrer, Herrn Schelbert, wartete bequemerweise gleich an der gegenüberliegenden Uferseite der Isar. Mit vielen Eindrücken gesättigt und noch einiger Stunden Schlaf bedürftig, trat die Gruppe schlussendlich die Heimreise nach Einsiedeln an.