„An der Schweiz schätze ich vor allem die Gründlichkeit“

Die niederländische Botschafterin Hedda Samson zu Gast an der Stiftsschule

Foto: Die Veranstaltung wurde von Oliver Verlage moderiert. Über den Besuch der Botschafterin freute sich v.a. auch die niederländischsprachigen Stiftsschülerinnen Katja Schreurs und Sabine Dankelschijn.

Sie studierte Jus in Leiden, trat in den diplomatischen Dienst ein, wurde nach Neu Dehli und New York entsandt und ist seit vier Jahren die niederländische Botschafterin in Bern. Am 17.4. war sie auf Einladung der Fachschaft Geschichte zu Gast an der Stiftsschule. Rund 100 Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen nahmen an der Veranstaltung teil und stellten im Anschluss interessierte Fragen.

In einem einstündigen Vortrag informierte die Diplomatin zunächst über ihren Werdegang und ihre Aufgaben als Botschafterin. Sie repräsentiert das Königreich der Niederlande in der Schweiz, ist für die 40 000 in der Schweiz lebenden Niederländer zuständig und pflegt intensive diplomatische Kontakte zwischen den Ländern, aber auch zur EU, der die Niederlande seit der Gründung angehören. Ihre Erfahrungen in der Schweiz berichtet sie auch nach Den Haag, sodass die Informationen aus der Schweiz immer auf dem aktuellen Stand sind.

“Es ist sehr einfach, miteinander zu reden”

Die Niederlande beschreibt die Mutter eines 12-jährigen Sohnes als wirtschaftsorientiert und innovativ. Ebenso wie die Schweiz sei man in den Niederlanden auch stolz auf das eigene Land, man lege grossen Wert auf Menschenrechte und im Bereich der Wirtschaft auf einen am Export orientierten Handel. Insgesamt seien die Beziehungen zwischen den Niederlanden und der Schweiz sehr harmonisch: „Beide Nationen sind sehr pragmatisch“, das mache den Austausch unkompliziert und effizient: „Es ist sehr einfach miteinander zu reden“. Einzig wenn es um Fragen der EU geht, die sie als niederländische Botschafterin eines EU-Mitgliedslandes ja auch vertritt, merke sie die Spannungen, die es in den letzten Jahren gegeben habe. Wichtig sei es hier, miteinander im Dialog zu bleiben, meint sie.

Die Niederlande – Eine Handelsnation

„Die Niederlande waren immer schon eine Handelsnation“, konstatiert sie. Deshalb sei auch die EU mit ihrem grossen Binnenmarkt für die NL seit jeher eine interessante Option gewesen. Sie selbst sei schon zur Zeit der EGKS (=Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), der Vorläuferorganisation der EU, geboren worden, insofern sei es für sie ihr „Normalzustand“.  Auch dass es in diesem grossen Staatenbund mit über 500 Millionen EU-Bürgern immer wieder heterogene Interesse und unterschiedliche Verbindlichkeiten gibt, lässt ihre Begeisterung für das Friedensprojekt EU nicht abklingen. Im Gegenteil: Sie ist der Meinung, dass die EU gerade in den aktuellen militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, ihren Zusammenhalt gezeigt habe, auch indem sie sich militärisch für eine Unterstützung der Ukraine entschieden habe. Für sie eine notwendige Massnahme und durchaus ein Unterschied zur politischen Haltung der Schweiz in dieser Frage.  Auch im Bereich der Energie und der Umweltpolitik wolle man innerhalb der EU in Zukunft enger zusammenarbeiten. Im Bereich der Wirtschaftspolitik wolle man sich weder für die USA, noch für China entscheiden, sondern auf Basis einer grundlegend offenen Wirtschaft jedoch v.a. die eigene „economic power“ nutzen.

Die Schweizer Gründlichkeit

Und was schätzt die Niederländerin nach vier Jahren an der Schweiz? Dass die Schweizer so gründlich sind, antwortet sie spontan. In der Schweiz werden solide Vereinbarungen getroffen, die dann auch tragfähig sind. Die Niederländer würden eher spontan Ideen generieren und „einfach mal ausprobieren“. Für Sitzungen mit Schweizern gelte deshalb stets: „Komm gut vorbereitet“, so ihre Empfehlung.

Die 4abc beim Vortrag der niederländischen Botschafterin, Frau Hedda Samson. Fotos: Yves Rüegg

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