Ladybird: Coming-of-Age in der kalifornischen Provinz

Das Mutigste an Ladybird ist das, was am Wenigsten ins Auge sticht: Ohne das einem etwas auffällt und ohne das lange viel passiert, wandelt sich die Hauptfigur, ein störrischer Teenager, in das was sie eigentlich immer sein wollte: In Ladybird, den Namen den sie sich selbst gegeben hat. Der Vogel ist nun flügge geworden, scheint uns damit Regisseurin und Drehbuchautorin Greta Gerwig zu sagen, bereit sich von seinen Fesseln zu lösen und abzuheben. Die Fesseln: Das sind Sacramento, die High-School und vor allem ihre dominante Mutter. Erst als sie am Ende des Films erkennt, dass sie ihre Vergangenheit und ihre Familie nicht ignorieren kann, ist sie wirklich frei.

Aber kehren wir zum Anfang zurück: Ladybird, oder wie ihr eigentlicher Name lautet: Christine McPherson, geht an eine katholische Mädchenschule, lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und seiner Freundin in einem Vorort von Sacramento. Sie versucht aus ihrer Umgebung auszubrechen und will an der Ostküste studieren, aber sie ist keine sonderlich gute Schülerin. Sie weiss nur, dass sie etwas will. Nur was? Das ist die eigentliche Frage des Films.

Das hätte leicht in Nichts abrutschen können, wäre Gerwig nicht so umsichtig und die Nebendarsteller so talentiert. Aber das grosse Argument des Films ist Hauptdarstellerin Saoirse Ronan. Hätten Newcomer an den Oscars nicht einen so schweren Stand, wäre sie jetzt Oscar-Preisträgerin. Einen Golden Globe hat sie auf jeden Fall schon sicher.

Aber das ist vielleicht zu viel des Lobes: Mal abgesehen vom eher konventionellen Coming-of-Age Drama Handlungsrahmen, über dessen Verwendung man sich streiten kann, sind vor allem einige Nebenfiguren, zB. den sich als schwul entpuppenden ersten Freund, obwohl von Lucas Hedges ( Manchester by the Sea) überzeugend dargestellt, eher simplizistisch geraten. Auch hätte ich es vorgezogen, wenn der Zuschauer nicht ständig auf die erstaunliche Ähnlichkeit zwischen Ladybird und ihrer Mutter hingewiesen würde. Aber trotz allem ist Gerwig hier ein erstaunliches und überzeugendes Regiedebut gelungen.

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