Welchen Sinn hat das Leben?

von Selina Di Nolfi

Bevor ich mich in meinem folgenden Essay mit der Thematik «Der Sinn des Lebens»  befasse, mit welcher sich auch das Zitat von Peter Singer überwiegend auseinandersetzt, muss zuerst der Begriff «Sinn» definiert werden. Nach W.Weischedel, einem deutschen Philosophen, bedeutet Sinn Verstehbarkeit. Wir sagen, dass etwas Sinn hat, wenn wir es verstehen oder verstehen, warum wir es tun.

Ein einfaches Alltagsbeispiel wäre hier das Zähneputzen. Dies tun wir, da wir wissen, dass es Karies vorbeugt und unsere Zähne somit gesund bleiben. Auf diese Weise bleiben uns unnötige Schmerzen, sowie hohe Zahnarztkosten erspart. Ein weiters Beispiel ist im Lateinunterricht zu finden. Ein lateinischer Satz macht nur dann Sinn, wenn wir ihn verstehen, also die Grammatik beherrschen und uns das Vokabular bekannt ist.

In dem Zitat von Peter Singer geht es, wie bereits erwähnt, um die Frage nach dem Sinn des Lebens und welche Auswirkung wir auf andere haben können.

Letzte Woche trat P.Patrick um 07.45 Uhr an einem Donnerstagmorgen in unser Schulzimmer und schrieb mit einer roten Kreide «Welchen Sinn hat das Leben?» an die Wandtafel. Für mich war es noch ein wenig zu früh am Morgen, um mich mit einer solchen Frage auseinanderzusetzen, da ich erst gerade eine Stunde zuvor todmüde zuhause im Bett gelegen hatte und die Frage, weshalb ich an diesem Tag in die Schule gehen sollte, durch meinen Kopf schwirrte.

Was macht das Leben lebenswert?

Wir sammelten in der Klasse Punkte, welche das Leben für uns lebenswert machen. Dabei kamen folgende drei Kategorien zusammen: Um Ziele zu erreichen wie bspw. ein Studium zu machen oder einen Beruf auszuüben. Als zweiter Punkt wurde die Familie, allgemein gute Beziehungen, sowie Spiel und Spass genannt. Mit dem Begriff Hoffnung war unsere Aufzählung dann zu Ende. Laut V.Frankl, einem deutschen Philosophen, erfahren wir auf diesen drei Wegen, dass das Leben sinnvoll ist.

Der erste Weg umfasst die Schöpfungswerte. Hierbei macht der Mensch aktiv etwas und strebt direkt ein Ziel an. Der zweite Weg enthält die Erlebniswerte. Diese meinen einerseits die Familie und Freunde, wie auch Naturerlebnisse, also Spiel und Spass. Der Mensch darf bei diesem Weg etwas erleben, was Spass macht. Auch hier ist er aktiv, da er sich für Freunschaften einsetzt oder Sport betreibt, jedoch kann er das Wesentliche nicht selbst tun, wodurch er überwiegend passiv ist. Er wird beschenkt, sei es durch schöne Erlebnisse mit Freunden oder liebevolle Umarmungen der Eltern.

Die Einstellungwerte von Viktor Frankl

Der letzte und dritte Weg ist laut Frankl der schwierigste, aber auch wichtigste. Er umfasst die Einstellungswerte. Manchmal sind die ersten beiden Wege im Leben nicht mehr gangbar und nichts macht einem mehr Freude bspw. auf Grund eines Schicksalsschlages.  Man kann aktiv nichts mehr tun und in einer schönen Situation befindet man sich auch nicht, jedoch kann man trotzdem immer noch eine freie positive Einstellung beziehen. Ein schönes Beispiel hierzu schilderte uns P.Patrick. Einer alten Mitschülerin von ihm wurde das rechte Bein amputiert. Trotz der neuen und für viele überfordernden Situation sagte sie ihm, dass ihr neues Bein nun immerhin um einiges beweglicher sei als das alte.

Das Rattenexperiment

Ein weiteres spannendes Beispiel ist ein vor 20 Jahren durchgeführtes Rattenexperiment. Ratten können durchschnittlich bis zu 80 Stunden schwimmen, bis sie ertrinken. Wissenschaftler nahmen Ratten und warfen diese in ein durchsichtiges Wasserbecken, aus welchem sie keine Fluchtmöglichkeit hatte. Bereits nach einer Stunde ertranken die Ratten, auch wenn sie noch genug Kraft gehäbt hätten, um weiter zu leben. Man wiederholte das Experiment, nur dass man den Ratten diesesmal nach einer Stunde ein kleines Stück Holz gab, auf welchem sie sich ausruhen konnte. Nach fünf Minuten wurde dieses jedoch wieder herausgenommen und nicht mehr hineingetan. Bei diesen Versuchen schwammen alle Ratten bis ans Ende ihrer Kräfte, also 80 Stunden lang. Sie kämpften bis zum Ende ihres Lebens voller Hoffnung, was den entscheidenenden Unterschied machte. Wenn die ersten beiden Wege also wegfallen, bleibt einem immer noch der letzte, da er von einem selbst abhängt.

Sinnketten und Kontexte

Allgemein hängt der ganze Sinn von einer Sinnkette ab. Witzigerweise gab uns  P.Patrick, nachdem ich mir noch überlegt hatte, weshalb ich in die Schule gehen sollte, als Arbeitsauftrag, sich zu zweit zu überlegen, welchen Sinn es habe, Unterrichtslektionen zu besuchen. Dies scheint dann sinnvoll, wenn man seinen Zielen nachgehen will, also beispielsweise ein bestimmtes Studium antreten möchte.  Nun kann man sich jedoch fragen, weshalb ein Studium sinnvoll erscheint. Wenn man später einen Beruf ausüben will, ist es durchaus sinnvoll, dessen benötigten Fähigkeiten zu erlernen. Aber weshalb sollte ich einen Beruf ausüben? Wenn ich zukünftig mit meinem Mann zwei Kinder aufziehen möchte, brauche ich dazu das notwendige Kapital, welches ich durch einen Beruf erlange. Wie man an diesen so eben genannten Beispielen gut herauslesen kann, handelt es sich hier um eine Sinnkette. Ein Sinn verweist zusätzlich immer auch auf einen Kontext. Ein Verkehrsschild mitten in einer Wüste beispielsweise ist nicht wirklich sinnvoll, da dort keine Autos vorbei fahren. Der Kontext verleiht einer Sache also ihren Sinn. Fehlt dieser Kontext nun aber, wie bei Zeile 1 im Zitat von Peter Singer «Da es aber einen solchen Plan oder eine solche Absicht nicht gibt (…)», wird die ganze Sache also tatsächlich fragwürdig.

Der Sinn unseres Lebens hängt also ganz von uns selbst und unserer Einstellung gegenüber dem Leben ab. Nur wenn wir selbst voller Hoffnung bleiben, somit auf die Einstellungswerte setzen, und unsere freie positive Einstellung beibehalten, können wir auch positive Auswirkungen auf andere haben und sie ebenfalls ermutigen.

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