Rückblick Oper “Hänsel und Gretel”

Am 5./ 6. November wurden Auszüge einer Oper an der Stiftsschule aufgeführt. Wir haben die Musiklehrerin Frau Marie Müller interviewt, von welcher die Idee zur Oper ursprünglich stammt.

Ein Bericht von Erin Schuler.

An der Stiftsschule wurde eine Oper aufgeführt. Wie soll man sich das vorstellen?

Eine Oper definiert zunächst eine spezifische Gattung des Musiktheaters. Es verschmelzen Gesang, Instrumentalmusik, Tanz und Schauspiel zu einem Gesamtwerk. Ursprünglich auch zur Unterhaltung entstanden, genießt die Oper heute einen kulturell hohen Stellenwert und ist für Manchen nicht ohne Weiteres zu «verdauen». Die Oper «Hänsel und Gretel», in den frühen 1890er Jahren von Engelbert Humperdinck komponiert, gehört zu den heute sehr beliebten Opern, die sich traditionell um die Weihnachtszeit auf dem Spielplan viele renommierter Opernhäuser finden lässt. Es ist musikalisch für Orchester, Chor und Solisten sehr anspruchsvolle Literatur, für die Zuhörer aber ein wahrer Ohrenschmaus. Wir haben uns in unserer Version der Oper auf die musikalischen Perlen des Werkes konzentriert und die fehlenden bzw. die aus dem Original gestrichenen Teile in einen Text verfasst, welchen der Erzähler vorgelesen hat. Dadurch wurde der Aspekt des vorgelesenen Märchens als Erzählung sozusagen verstärkt.

Es ist musikalisch für Orchester, Chor und Solisten sehr anspruchsvolle Literatur, für die Zuhörer aber ein wahrer Ohrenschmaus.

Was passierte im aufgeführten Stück?

Dem Stück liegt das gleichnamige Märchen der Brüder Grimm – nämlich «Hänsel und Gretel» – zugrunde, bei dem zwei ahnungslose Kinder in den Wald geschickt werden und dort in die Fänge der bösen Hexe geraten, die sie zunächst mit Süßigkeiten anlockt, um sie dann in ihrem Zauberofen zu verzaubern und zu Lebkuchenkindern zu backen. Wir sehen auf der Bühne sozusagen «live» wie sich Hänsel und Gretel bei aller geschwisterlichen Neckerei letztendlich unterstützen und mit vereinten Kräften die Hexe besiegen, indem sie diese durch einen klugen Plan in den Ofen stossen. Dadurch werden plötzlich die vielen Kinder, die vor Hänsel und Gretel an die Hexe geraten und verzaubert worden sind, befreit. Mit einem Mal lässt sich auch die Stimme des Vaters in der Ferne vernehmen, der seine Kinder überall im Wald gesucht hat und nun hocherfreut ist, sie gesund und wohlbehalten zu finden. Das Stück endet mit einem prächtigen Finale auf Gott, der selbst in der größten Not alle Dinge zum Besten wendet.

Das Stück endet mit einem prächtigen Finale auf Gott, der selbst in der größten Not alle Dinge zum Besten wendet.

Haben Sie einen Bezug zum Stück “Hänsel und Gretel”?

Grundsätzlich bin ich erstmal begeisterte Opernbesucherin. Ich finde diese Kombination von Schauspiel und Musik unglaublich reizvoll. Zudem finde ich die Ausdruckskraft der Musik, welche die jeweilige Szene verstärkt unglaublich inspirierend.

Im nächsten Schritt muss man schauen, was realistisch umsetzbar ist, da sich schlussendlich nicht jede Oper in gleicher Weise eignet, angepasst zu werden. Bei Hänsel und Gretel finde ich die Kombination von Volksliedern und Neukompositionen besonders reizvoll, nicht zuletzt auch, weil diese in ein etwas neues Licht gestellt und aufgewertet werden. Insgesamt knüpfen Märchen auch an schöne Kindheitserinnerungen an, die wir doch (hoffentlich) alle machen durften und die uns folglich auf besonders emotionale Art und Weise ansprechen. Alles in allem gibt es doch nichts Schöneres, als sich von einer schönen Geschichte und schönen Melodien in eine Märchenwelt entführen zu lassen, oder?

Alles in allem gibt es doch nichts Schöneres, als sich von einer schönen Geschichte und schönen Melodien in eine Märchenwelt entführen zu lassen, oder?

Welche Rolle spielte der Chor im Stück?

Der Chor übernimmt die Rolle der Hauptdarsteller, nämlich Hänsel und Gretel. In unserem Fall wurde Gretel vom Sopran gesungen, während Hänsel vom Alt und von den Herren gesungen wurde. Generell «spielt» jedes Register die Rolle der Person. Ob nun Gretel versucht, sich von ihrem Hunger abzulenken, indem sie ein Lied singt, oder ob Hänsel seine Schwester ärgert, indem er sie darauf hinweist, dass sie ein Loch im Strumpf hat. Jede Situation wird dabei gesungen. Zu der Dimension des Textes kommt also noch die Musik dazu, welche bekanntlich Emotionen verstärkt und vermittelt. Dem Zuhörer wird die jeweilige Situation somit auf sinnlich verschiedenen Ebenen erfahrbar gemacht.

Ob nun Gretel versucht, sich von ihrem Hunger abzulenken, indem sie ein Lied singt, oder ob Hänsel seine Schwester ärgert, indem er sie darauf hinweist, dass sie ein Loch im Strumpf hat, jede Situation wird gesungen.

Wie viele Lieder hat der Chor gesungen?

Das ist insofern schwer zu sagen, als eine Oper nicht in Liedern, sondern in Szenen und Nummern gegliedert ist. Der Oper folgend, hat der Chor zehn Nummern einstudiert und gesungen.

Haben sich die vielen Proben gelohnt? Ist die Aufführung wie geplant verlaufen?

Ja, ganz klar. Es waren einige Proben, wobei man sagen muss, dass der Chor im Verhältnis zum Anspruch, den das Werk an die Sängerinnen und Sänger stellt, eher wenig Proben hatte. Wir sind in diesem Schuljahr im Chor mit einer grösstenteils neuen Besetzung gestartet und haben folglich das Repertoire im Zeitraum September/Oktober einstudiert. Das ist verhältnismässig sportlich und wäre bei einer weniger gut aufgestellten Besetzung wohl nicht möglich gewesen.

Bei einer weniger gut aufgestellten Besetzung wäre die Aufführung wohl nicht möglich gewesen.

Das Orchester war auch dabei. Welche Rolle hat das Orchester gespielt?

Das Orchester hat eine ebenfalls sehr anspruchsvolle Rolle. Es wechselt gewissermassen zwischen Begleitung und «solistischen» Einwürfen ab, bzw. zwischen Nummern, in denen es den Chor begleitet und Nummern, in denen es die «Hauptrolle» spielt – wie etwas bei der Ouvertüre oder beim Hexenritt. Der Kollege von der Musikschule Einsiedeln, Herr Michael Köck, hat dabei die Nummern so arrangiert, dass Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedlichen Alters und folglich mit sehr unterschiedlichem Erfahrungsschatz mitspielen konnten, was natürlich massgeblich zum schönen Ergebnis beigetragen hat.

Es wechselt gewissermassen zwischen Begleitung und «solistischen» Einwürfen bzw. zwischen Nummern, in denen es den Chor begleitet und Nummern, in denen es die «Hauptrolle» spielt – wie etwas bei der Ouvertüre oder beim Hexenritt.

Was war für Sie persönlich das Highlight der Aufführung?

Schwierig zu sagen, weil in meinen Augen jeder Szene ihren Reiz hat. Das absolute Highlight für mich sind eigentlich Rückmeldungen wie «Das war sehr schön und hat Spass gemacht» oder «Ich würde nochmal an so einem Projekt mitmachen». Wenn ich solche Aussagen höre, dann muss ich sagen, dass eigentlich alles erreicht wurde. Musikalisch gefällt mir die letzte Szene und natürlich der Einsatz des Chores mit dem choral-artigen Abschnitt «Wenn die Not aufs Höchste steigt» zum Ende der Oper am besten.

Das absolute Highlight für mich sind eigentlich Rückmeldungen wie «Das war sehr schön und hat Spass gemacht» oder «Ich würde nochmal an so einem Projekt mitmachen».

Wer hatte die Idee, eine Oper aufzuführen?

Die Idee, ein zusammenhängendes Werk aufzuführen, hatte ich schon länger. Die Idee mit Hänsel und Gretel ist privat entstanden, nicht zuletzt auch verbunden mit dem Wunsch musikalisch anspruchsvoll zu arbeiten.

Vielen Dank für das Interview!

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